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Neuer FCZ-Spieler Die Vergangenheit von Benjamin Mendy sorgt für Kontroversen

Der Spieler war wegen Vergewaltigungsvorwürfen angeklagt. Eine Frauenorganisation kritisiert den Transfer zum FCZ. Die Hintergründe.

Darum geht es: Der FC Zürich hat den 30-jährigen Benjamin Mendy verpflichtet. 2018 gewann er mit Frankreich die Weltmeisterschaft, mit Manchester City wurde er vierfach englischer Meister. Doch seine Karriere hat eine Schattenseite: 2021 verhaftete die englische Polizei Mendy. Die Staatsanwaltschaft bezichtigte den Fussballer in mehreren Fällen der Vergewaltigung, auch sexuelle Nötigung wurde ihm vorgeworfen. Manchester City suspendierte den Verteidiger daraufhin.

Der Freispruch des Fussballers: Bei zwei Gerichtsprozessen wurde Mendy in sämtlichen Anklagepunkten freigesprochen. Manchester City musste ihm einen Lohn in Millionenhöhe nachzahlen. Während des Prozesses erzählte Benjamin Mendy von Sexpartys während der Pandemie und wie es normal sei, ungeschützten Geschlechtsverkehr mit vielen Frauen zu haben. Selbst seine Verteidigerin räumte ein, er habe sich moralisch zweifelhaft gegenüber den Frauen verhalten. Wegen seines Verhaltens wird Mendy scharf kritisiert.

Die Haltung der Zürcher Frauenzentrale: Die Frauenorganisation stört sich daran, dass der FCZ Mendy verpflichtet hat. Er sei zwar freigesprochen worden. Doch dies bedeute nicht, dass die Vorwürfe haltlos seien. Der FCZ trage so zu einer Kultur bei, die Täter schütze und Gewalt an Frauen verharmlose. Olivia Frei, Geschäftsführerin der Zürcher Frauenzentrale, sagt: «Uns fehlt, dass der Club sich mit der Vergangenheit des Spielers beschäftigt hat.» Der FCZ sende so das Signal aus, dass das Verhalten eines Spielers gegenüber Frauen egal sei, solange er gut spiele.

Ancillo Canepa
Legende: Der FCZ-Präsident Ancillo Canepa war für SRF am Donnerstag nicht erreichbar. Keystone / Salvatore Di Nolfi

Die erste Reaktion des FCZ: Im «Blick» wehrte sich der FCZ-Präsident Ancillo Canepa am Mittwochabend gegen die Vorwürfe: Mendy sei freigesprochen worden. «Es gab und gibt für uns keinen Anlass, an der Korrektheit der juristischen Aufarbeitung zu zweifeln», sagte Canepa. Bekannte Fussballer würden oft auch ohne Fehlverhalten von Frauen eingeklagt, die sie erpressen wollten. Dafür gäbe es leider einige Beispiele. Ein für am Donnerstag geplantes Interview von SRF mit Benjamin Mendy hat der Club kurzfristig abgesagt.

Gemeinsames Treffen: Am Donnerstagmittag hat sich die Zürcher Frauenzentrale mit Ancillo Canepa ausgetauscht. «Das Treffen war gut», sagt Geschäftsführerin Olivia Frei. «Wir wurden angehört und der Club zeigte ein gewisses Verständnis.» Doch in der Sache seien sie sich weiterhin nicht einig. Der FCZ schrieb nach dem Treffen in einer Mitteilung, er lehne jede Art von Gewalt, insbesondere gegen Frauen und Kinder, strikte ab. In einigen Fällen hätten sie deshalb sofort reagiert und diese sanktioniert. Doch Mendy sei nicht verurteilt worden. Es habe für den Club keinen Grund gegeben, von einer Verpflichtung abzusehen.

Mendy beim Gerichtsprozess
Legende: Benjamin Mendy beim Gerichtsprozess in Chester im August 2022. Die Frauenzentrale Zürich stört, dass er sich nicht öffentlich von seinem Verhalten gegenüber Frauen distanziert hat. EPA/Paul Currie

Fans verteidigen den Transfer: In einem Online-Forum des FC Zürichs stellen sich die Fans hinter ihren Club. Gewisse schreiben, das Verhalten des Spielers solle neben dem Platz keine Rolle spielen: «Mendy soll Leistung bringen und sich dem Team als Leader zeigen. Alles andere ist unwichtig», so ein User. Andere schreiben, der Verteidiger habe zwar moralisch nicht korrekt gehandelt. Doch er sei freigesprochen worden, was heute offenbar nichts mehr bedeute. Es gibt jedoch auch kritische Stimmen: Jemand schreibt, dass er als Arbeitgeber fordern würde, dass sich Mendy von seinen Aussagen distanziert.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 13.2.2025, 12:03 Uhr ; 

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