Der neue Finma-Chef versteht sein Handwerk. Fast ein ganzes Berufsleben lang hat sich Stefan Walter damit befasst, wie man internationale Grossbanken überwacht. Nun muss der 59-Jährige zeigen, ob er auch auf dem Schweizer Finanzplatz für Ordnung sorgen kann.
Im Aufsichtsmetier war Walter bereits, als 2008 die grosse Finanzkrise ausbrach. Damals war er Generalsekretär des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht. Das ist ein internationales Regulierungsgremium. In diesem Kreis versuchte man, die Banken mit strengeren Anforderungen an die Kapitalpolster krisenfester zu machen.
Langjährige Erfahrung
Heute arbeitet Walter noch immer auf diesem Feld. Bei der Europäischen Zentralbank ist er unter anderem für die Banken-Stresstests zuständig, denen sich international systemrelevante Finanzkolosse unterziehen müssen. Branchenkenner, mit denen SRF gesprochen hat, bezeichnen die Wahl Walters als «Glücksfall», weil er bestens vernetzt ist und wegen seiner grossen Erfahrung. Er dürfte schon ziemlich viel gesehen haben, was bei grossen Finanzkonzernen schiefgehen kann.
Wie gut sich der neue Banken-Aufseher in Bern schlagen wird, hängt allerdings noch von etwas anderem ab: Die Frage ist: Kann er den machtbewussten Chefs der hiesigen Finanzbranche Paroli bieten? Nimmt man ihn beispielsweise auf der Teppichetage einer UBS ernst, obwohl er nie in einer Grossbank oder Versicherung gearbeitet hat?
In dieser Hinsicht wird sich der Neue an der Finma-Spitze erst noch beweisen müssen. Zumal derzeit die Finma ein Glaubwürdigkeitsproblem hat: Sie sah den Untergang der Credit Suisse vielleicht kommen, konnte ihn aber nicht verhindern. Die CS wurde in der Not von der UBS geschluckt. Und viele zweifeln nun, ob die Finma genug Muskeln hat, um die neue Mega-Bank UBS zu kontrollieren.
Griffige Instrumente sind nötig
Finma-Präsidentin Marlene Amstad hat sich reichlich Zeit gelassen, um ihren neuen Amtsdirektor zu suchen. Monatelang war die Stelle nur interimistisch besetzt, nachdem Vorgänger Urban Angehrn letzten Herbst das Handtuch geworfen hatte. Umso schneller muss der neue Finma-Chef nun liefern. Dazu gehört es auch, die Politik davon zu überzeugen, dass die Finma für eine starke Aufsicht griffige Instrumente braucht.
Bald schon will der Bundesrat Vorschläge unterbreiten, wie er die Finma konkret zu stärken gedenkt. Was das Parlament daraus macht, ist entscheidend. Denn ein neuer Kopf an der Finma-Spitze allein führt noch nicht zu einer besseren Finanzmarktaufsicht.