- Bei der SVP kommt es heute Freitag zur Kampfwahl um das Fraktionspräsidium.
- Es bewerben sich der Berner Werner Salzmann, der Zürcher Alfred Heer und der Zuger Thomas Aeschi. Die besten Chancen werden Heer und Aeschi zugesprochen.
- Die beiden Politiker unterscheiden sich in ihrer Vorgeschichte und in ihrer Herangehensweise.
Alfred Heer und Thomas Aeschi sind zwei Politiker, die von ihrer Art her unterschiedlicher kaum sein könnten. Der SVP würden die beiden wohl einen unterschiedlichen Stempel aufdrücken. Ein Vergleich.
Harvard-Absolvent gegen Klein-Unternehmer
Thomas Aeschi (38), Harvard-Absolvent, Unternehmensberater.
Aeschi gilt als strebsam. Will er sich von Amstutz absetzen, der die grösste Fraktion im Bundeshaus mit eiserner Hand geführt hat – manche sagen gar, im Stil eines Diktators? «Vom Führungsstil her habe ich sicher eine etwas andere Natur», sagt Aeschi. «Ich werde die Diskussion in den Fraktionssitzungen sicher ein Stück weit mehr zulassen. Am Schluss muss aber die Fraktion geschlossen marschieren und die gleichen Ziele verfolgen.»
Alfred Heer (56), KV-Lehre, Informatik-Unternehmer.
Heer gilt im Parlament als unabhängig und kumpelhaft. Einer der am SVP-Stammtisch mit träfen Sprüchen punktet und gerne auch mal provoziert – mit Vorliebe den Bundesrat. Er sagt zur Rolle eines Fraktionspräsidenten: «Sicher muss man auch auf die Leute zugehen können. Man muss sie einbinden. Das ist wichtig. Am Schluss müssen ja die Leute die Arbeit machen und nicht unbedingt der Fraktionspräsident alleine.»
Mehrheiten-Finden als Herausforderung
Aeschi oder Heer? Davon wird auch abhängen, wie gut die Zusammenarbeit mit anderen Parteien funktioniert. Hier sieht der Politologe Georg Lutz von der Universität Lausanne die grössten Differenzen zwischen den beiden Kandidaten. Eine Herausforderung für die Fraktion sei es in Zukunft, gemeinsam mit anderen Parteien Mehrheiten zu finden. «Dafür hat Heer ein grösseres Netzwerk. Er hat auch mehr Erfahrung, und ist eher der Typ, der auf andere zugehen kann», sagt Lutz.
Aeschi dagegen sei ein strebsamer Politiker. Bisher sei er noch nicht dafür bekannt, einen einfachen Umgang mit Leuten zu haben, die ihm politisch nicht nahestehen.
Abgrenzen oder verhandeln?
Abgrenzung oder Verhandlungsbereitschaft. Wie sich der neue SVP-Fraktionschef in dieser Frage positioniert, wird die politische Debatte entscheidend beeinflussen.
Und wie ordnen sich die beiden aussichtsreichen Kandidaten selber ein?
Alfred Heer: «Es ist natürlich wichtig, dass man Mehrheiten hat. Jeder andere Weg ist beschwerlicher. Wenn man über Referenden oder Initiativen gehen muss, ist das ein schwierigerer Weg, als wenn man etwas im Parlament durchbringen kann. Aber man darf auch keine Wunder erwarten.»
Thomas Aeschi: «Ich bin in der Wirtschafts- und der Finanzkommission. Dort hat die Zusammenarbeit mit der FDP und Teilen der CVP gut funktioniert. Ob das auch in anderen Bereichen klappen wird – in der Zuwanderung oder dem Verhältnis zur EU – da habe ich gewisse Zweifel. Aber wir werden sicher probieren auch da mit der CVP und der FDP zusammenzuarbeiten.»