In den vier Forschungsgebäuden am Hauptsitz an der Grenzacherstrasse schlägt das neue Herz der Roche. 1.2 Milliarden Franken haben sie gekostet – die grösste Einzelinvestition des Konzerns in den letzten Jahren. Es ist ein Bekenntnis zum Standort Schweiz: Mit knapp 3.5 Milliarden Franken im Jahr fällt rund ein Drittel seiner Forschungsausgaben hierzulande an, das meiste davon in Basel.
Der Zusammenzug von 1800 Forschenden im neuen Zentrum soll die Zusammenarbeit erleichtern. Darauf zielt auch die luftige Gestaltung der Räume mit Glas, Begegnungsflächen und offenen Treppen ab.
Neben den beiden Bürotürmen – der höhere ist mit 205 Metern das höchste Gebäude der Schweiz – fallen die vier Neubauten kaum auf, trotz bis zu 114 Metern Höhe. Die eigentlichen neuen Labors sind im «Bau 6» und «Bau 7» mit 16 und 26 Etagen eingerichtet.
Diese neuen Hochhäuser sind jeweils in Einheiten von drei Stockwerken unterteilt, was laut Roche kleinere «Forschungsbiotope» von je etwa 140 Forschenden aus verschiedenen Disziplinen schafft. Im mit vier Etagen kleinsten «Bau 4» ist ein Auditorium für 200 Personen, im «Bau 5» befinden sich primär Büros.
Hier füllt der Konzern seine Pipeline
Roche nennt sein Forschungszentrum mit den vier neuen Bauten «pRED» (Pharma Research and Early Development). In diesen Labors soll keimen, was später zu neuen «Blockbustern» wird, toprentablen Produkten mit über einer Milliarde Umsatz.
«In Basel wird an Therapien zu schwerwiegenden Krankheiten geforscht, für die noch keine richtige Lösung auf dem Markt vorhanden ist», sagt Standortleiter Jürg Erismann. Forschungsgebiete sind unter anderem Onkologie, Augenheilkunde, Neurowissenschaften, Infektions- sowie Herz-Kreislauf-Krankheiten.
Vom Erfolg der Köpfe in diesen Neubauten hängt das Schicksal des Konzerns mit ab. Dieser ist nicht nur für Basel – neben Novartis – einer der wichtigsten Arbeitgeber und Steuerzahler, sondern landesweit relevant, mit 15'000 Mitarbeitenden.
Hier finden wir die Forschungs-Rahmenbedingungen, die wir für unseren Erfolg brauchen.
Die 1.2 Milliarden-Investition in das neue Forschungscenter sei ein klares Bekenntnis zu Basel und zur Schweiz, sagt Erismann. «Hier finden wir die Forschungs-Rahmenbedingungen, die wir für unseren Erfolg brauchen.» An der Einweihungsfeier am Dienstag war denn auch der Bundesrat vertreten, mit Guy Parmelin, dem Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF).
Laut Erismann wurden beim Bau des Forschungszentrums mit flexiblen Labors der Zeit- und der Budgetrahmen eingehalten, notabene trotz Unterbrüchen während Corona. Gekühlt wird in den Neubauten mit Grundwasser und geheizt teils mit Abwärme aus der Produktion.
Roche ist bereits seit 15 Jahren daran, seinen Campus im Kleinbasel umzugestalten. Dabei wurden insgesamt 3.6 Milliarden Franken verbaut, plus eine Milliarde im nahen Kaiseraugst AG.
Neubauten verdrängen historisches Hochhaus
Die beiden Türme sind das markanteste Signal für die Erneuerung des 1896 gegründeten Konzerns, und mit dem Forschungszentrum ist das Ende noch nicht in Sicht – auch ein dritter Turm ist angedacht. Weichen sollen die Laborbauten entlang des Rheinufers, ebenso das jahrzehntelang prägende grüne Hochhaus aus den 1950er-Jahren. Einst Zeichen des Fortschritts, sieht man dieses neben den neuen weissen Türmen kaum mehr.