Das neue Urner Kantonsspital ist ein Haus geworden, fast zu schade, um darin krank zu sein. Die Architektur ist hell und luftig, die grossen Fenster geben immer wieder den Blick frei auf die Urner Bergwelt. Zwei Pflegestationen und drei Operationssäle sind hier auf vier Stockwerken entstanden, dazu eine Frauenklinik mit Geburtenabteilung. 80 Betten insgesamt, wobei sich die 23 Betten der Tagesklinik innert weniger Stunden in eine Akut- oder Isolationsstation umbauen lassen.
Noch steht die Anlage in Altdorf leer, doch Mitte Juli findet der Umzug vom heutigen Gebäude in den Neubau statt, bei laufendem Spitalbetrieb – danach wird der in die Jahre gekommene alte Spitalbau von 1963 abgerissen.
Über 120 Millionen Franken hat das neue Urner Kantonsspital gekostet. Und das für die gerade einmal rund 37'000 Menschen, die im Kanton leben. In anderen Landesgegenden reibt man sich die Augen – denn dort machen Spitäler dicht, oder sie sind kurz davor.
Anderswo rentieren Regionalspitäler nicht mehr
Der Kanton St. Gallen etwa schloss im Sommer 2021 und im vergangenen Frühling die Regionalspitäler Wattwil und Flawil und funktionierte sie zu blossen Notfallzentren um. Im Nachbarkanton Appenzell Ausserrhoden geschah dasselbe letztes Jahr mit dem Spital Heiden. Im Kanton Basel-Landschaft schloss das Spital Laufen die Tore, im Kanton Zürich stehen die Regionalspitäler Affoltern und Uster zur Disposition. Die Liste liesse sich fortsetzen.
Das Problem ist überall das Gleiche: Viele kleinere Spitäler können ihre hohen Kosten für Infrastruktur und Personal kaum mehr decken – auch weil die Patientinnen und Patienten für ihre Eingriffe in grössere Spitäler fahren.
Uri tickt anders – gezwungenermassen
Im Kanton Uri sei die Situation aber anders, sagt Gesundheitsdirektor Christian Arnold. Das Einzugsgebiet des Urner Spitals sei zwar vergleichsweise klein. Aber: «Wir haben eine spezielle geografische Situation, denn wir sind lediglich über die Axenstrasse und den Seelisbergtunnel mit unseren Nachbarkantonen der Zentralschweiz verbunden – und gerade die steinschlaggefährdete Axenstrasse zeigt, dass diese Verbindung nicht immer gewähreistet ist.» Darum sei es wichtig, der Urner Bevölkerung eine eigene breite Gesundheits- und Notfallversorgung zu gewährleisten.
Das Spital Altdorf sei zudem bei Verkehrsunfällen auf der Nord-Süd-Achse die erste Anlaufstelle - und ebenfalls wichtig für das Tourismus-Resort in Andermatt, das in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist. «Andermatt wird sich weiter entwickeln, damit steigt auch die Bedeutung des Kantonsspitals bei Sportunfällen, denn es ist weitherum das Einzige.»
Hohe Auslastung ist auch in Uri gefragt
Aber auch in Altdorf gilt: Am Schluss muss die Spitalrechnung stimmen. Es sei daher wichtig, dass sich möglichst viele Urnerinnen und Urner im neuen Spital behandeln liessen, statt ihre Eingriffe in ausserkantonalen Spitälern vorzunehmen, sagt Gesundheitsdirektor Christian Arnold. Hier gebe es Verbesserungspotential: «Wir müssen dafür sorgen, dass die Hausärztinnen und Hausärzte ihre Patienten wenn möglich an unser Spital überweisen, nicht an ein ausserkantonales.» Er erwarte sich da vom Spitalneubau auch eine gewisse Strahlkraft.