Mit viel Prominenz, Musik und Reden, auch von Jugendlichen, die genauso alt sind wie das Projekt, nämlich 14-jährig, ist das Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance im Unterwallis eingeweiht worden.
Sechs moderne Pumpen sind das Kernstück des neuen Kraftwerks. Innert kürzester Zeit können sie entweder mit überschüssigem Strom aus dem Netz Wasser vom Emosson-Stausee in den höher gelegenen Stausee Vieux Emosson hochpumpen oder aus Wasser, dass von dort abgelassen wird, Strom produzieren.
Die Leistung von 900 Megawatt entspricht ungefähr derjenigen des Kernkraftwerks Gösgen. Nur das vor fünf Jahren eröffnete Pumpspeicherkraftwerk Linth-Limmern ist mit rund 1000 Megawatt noch potenter.
Unter dem Strich brauchen Pumpspeicherkraftwerke zum Pumpen mehr Strom als sie produzieren. Gegen die drohende Winterstromlücke sind sie also kein Mittel. Für die Energiewende aber seien sie als Batterien zentral, erklärt Robert Boes, Professor für Wasserbau an der ETH Zürich: «Wenn wir sehr viel Photovoltaik-Strom haben in der Schweiz, was heute noch nicht der Fall ist, dann werden wir viel mehr flexible Kraftwerke brauchen, die Strom zum Beispiel vom sonnigen Tag für die Nacht speichern können.»
Pumpspeicherkraftwerke haben Wirkungsgrade von 75 bis 80 Prozent. In dieser Grösse sind sie mit Abstand die effizientesten Batterien.
Boes geht gar davon aus, dass zusätzliche Pumpspeicherkraftwerke nötig sein werden, wenn die Schweiz ihre Ziele beim Ausbau der Sonnen- und Windenergie gemäss der Energiestrategie 2050 erreichen will. «Pumpspeicherkraftwerke haben Wirkungsgrade von 75 bis 80 Prozent. In dieser Grösse sind sie mit Abstand die effizientesten Batterien», sagt Boes.
Preisunterschiede am Strommarkt ausnützen
Fragt sich, ob überhaupt neue Pumpspeicherkraftwerke gebaut werden. Zwei Projekte gibt es bereits. Die grössten sind Grimsel 3 und Lago Bianco im Bernina-Gebiet. Letzteres ist seit Jahren fertig ausgearbeitet und bewilligt. Die langfristigen finanziellen Aussichten seien aber zu ungewiss, um es jetzt umzusetzen, heisst es bei Repower auf Anfrage.
Unsicher sind die Aussichten deshalb, weil Pumpspeicherkraftwerke Preisunterschiede am Strommarkt ausnützen. Michael Wider, Präsident der Betreibergesellschaft von Nant de Drance sagt: «Wir brauchen Preisunterschiede zwischen der regelmässig anfallenden Energie – mit der wir pumpen – und der Spitzenenergie – die wir liefern. Gibt es diese Unterschiede nicht, wird es schwierig.»
Batterien für die Energiewende
Tatsächlich sind diese Unterschiede in den letzten Jahren zeitweise verschwunden, weil zu viel Strom auf dem Markt war. Unterdessen sind die Strompreise auf Rekordniveau. Wie lange das so bleibt, ist allerdings ungewiss. Und Pumpspeicherkraftwerke müssen sich über einen Zeitraum von 80 Jahren amortisieren lassen.
Ohne politische Unterstützung – und diese ist derzeit ungewiss – wird es kurz- und mittelfristig in der Schweiz keine weiteren Pumpspeicherkraftwerke geben, obschon diese Batterien für die Energiewende wohl wichtig wären.
