Von den Rüebli über Butter und Schinkengipfeli bis zum Katzenfutter: In der neuen Migros-Filiale in Grenchen sind auf 18 Quadratmetern rund 500 Artikel des täglichen Bedarfs erhältlich. Die Waren kosten gleich viel wie in der «grossen» Migros ein paar Meter weiter. Es werden auch hier weder Alkohol noch Zigaretten verkauft.
Der sogenannte «Voi Cube» am Bahnhof Grenchen Süd ist trotzdem kein normales Geschäft. Eher ein begehbarer Warenautomat, ohne Bedienung. Wer Zutritt zum Laden will, muss sich vorher per App registrieren – unter Vorlage einer Identitätskarte. Die Türe öffnet sich per QR-Code auf dem Smartphone, bezahlt wird an einer Selfscanning-Kasse. Die Kundschaft erledigt den Einkauf von A bis Z selbst.
Grenchen ist erst ein Versuch
«Wir hören immer wieder den Wunsch nach flexibleren Öffnungszeiten», erklärt Sara Hinske, Projektleiterin bei der Genossenschaft Migros Aare. «Mit diesem Laden wollen wir testen, ob die Leute so ein Angebot auch wirklich nutzen.»
Dabei orientiert sich das Konzept an bereits bestehenden Konzepten im In- und Ausland. Der Valora-Konzern hatte zum Beispiel vor längerer Zeit seine «avec box» lanciert, die seit Herbst 2019 auf dem Campus der ETH Hönggerberg in Zürich steht. Auch in Deutschland und Frankreich gebe es Beispiele, erklärt Sara Hinske. Ob die Migros künftig wirklich vermehrt auf diese Form von Läden setzt, ist derzeit aber noch völlig offen.
Alternative für verschwundene Quartierläden?
Konkurrenzieren solche 24-Stunden-Shops nicht auch die bestehenden, bedienten Migros-Filialen? Migros-Mediensprecherin Andrea Bauer winkt ab. Sie sieht solche neuen Konzepte als Ergänzung zu den bisherigen Standorten. Auch die Corona-Pandemie verändere das Einkaufsverhalten der Menschen, darauf wolle man reagieren.
«Die grossen Filialen entlang der Pendlerströme, zum Beispiel an Bahnhöfen, werden etwas weniger genutzt», so Andrea Bauer. «Dafür haben Filialen in den Quartieren und in kleineren Gemeinden mehr Zulauf.» An solchen Orten könnten automatisierte Mini-Warenhäuser also zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe schaffen. Vorausgesetzt natürlich, der Versuch in Grenchen verläuft erfolgreich.
Am ersten Tag war das Interesse am neuen Konzept gross – allerdings standen vor allem Journalistinnen und Journalisten vor dem Laden und noch kaum Kundinnen und Kunden.