Die fünf hohen Betontürme sind von Weitem schon sichtbar. Sie ragen auf dem Areal der Abwasserreinigungsanlage ARA im Norden von Basel in die Höhe und sind ein zentrales Element der Erweiterung. In diesen 26 Meter hohen sogenannten Faultürmen wird in Zukunft der Schlamm, der aus der Reinigung des Abwassers übrig bleibt, vergärt.
Die daraus entstehenden Gase sollen anschliessend als Biogas ins städtische Gasnetz gespiesen und so wiederverwendet werden. «Bis anhin wurde der Klärschlamm direkt verbrannt, neu nutzen wir die Gase zur Energiegewinnung», erklärt Hans Gröger, Betriebsleiter der Pro Rheno, der Betreiberin der Basler ARA, auf einem Rundgang.
Abwasser aus Haushalten und Chemieproduktion
Die Basler ARA wurde 1982 gebaut. Gereinigt wird nicht nur das Abwasser aus der Stadt Basel, sondern auch von verschiedenen umliegenden Gemeinden im Baselbiet, Frankreich und Deutschland. Über eine Viertelmillion Einwohnerinnen und Einwohner sind dem Abwassernetz der ARA Basel angeschlossen. Und: Neben der Reinigung des klassischen Haushaltsabwassers leiten auch Basler Pharmakonzerne wie Roche oder Novartis ihr Abwasser zur Pro Rheno.
Der aktuelle Ausbau ist der erste überhaupt in der über 40-jährigen Geschichte der Basler ARA und sei sehr komplex, sagt Gröger. Der Grund: Das Abwasser muss während der Bauzeit weiter gereinigt werden. Der Ausbau folgt also bei laufendem Betrieb.
«Wir können das Projekt nicht einfach auf einer grünen Weise realisieren», sagt Gröger. Wegen dieser Komplexität, aber auch wegen Lieferschwierigkeiten in der Corona-Zeit, gibt es derzeit Verzögerungen beim Bau. Fertig sein soll die neue Anlage erst Ende 2025, eineinhalb Jahre später als geplant.
Kosten: 300 Millionen Franken
Dazu kommen neue gesetzliche Anforderungen im Gewässerschutz. Weil immer mehr Stoffe ins Abwasser gelangen, ist dieses zunehmend mit sogenannten Mikroverunreinigungen belastet: Verunreinigungen wie beispielsweise Medikamentenrückstände, Chemikalien zur Schädlingsbekämpfung oder hormonaktive Substanzen.
Diese Rückstände werden mit einem speziellen Verfahren, dem sogenannten Ozon- und Pulveraktivkohle-Verfahren, eliminiert. «Unser Projekt ist nicht nur eine Erneuerung, sondern auch eine Erweiterung», sagt Geschäftsführer Gröger. Dies lässt sich die Pro Rheno, die zu 51 Prozent den Kantonen Basel-Stadt und Baselland gehört, auch etwas kosten: Die Erweiterung und Erneuerung der ARA Basel kostet etwa 300 Millionen Franken.