Was ist passiert? Der Kanton Schwyz hat einen Luchs zum Abschuss freigegeben, weil dieser auf einer Alp im Muotatal innert kurzer Zeit neun Schafe gerissen hat. Die Regierung erhofft sich vom Abschuss, dass zusätzlicher Schaden verhindert werden kann. Eine Bewilligung des Bundes liege vor und die Wildhüter stünden im Einsatz.
Weshalb reicht das für einen Abschuss? Der Luchs aus dem Muotatal zeigt ein sehr atypisches Verhalten. Dass ein Luchs Schafe und andere domestizierte Tiere frisst, kommt selten vor. Laut der Raubtierstiftung Kora ernährt sich die scheue Wildkatze eigentlich fast ausschliesslich von Wildtieren. «Es ist nicht das, was wir uns unter einem wilden Luchs vorstellen», sagt auch Manuel Wyss, der Jagdverwalter des Kantons Schwyz. Komme hinzu, dass der Luchs die erlegten Schafe gar nicht fresse, sondern das nächste Tier töte. Um den guten Ruf der Luchspopulation in der Bevölkerung zu bewahren und die Schafe zu schützen, habe man diesen Entscheid in Absprache mit dem Bund und der Stiftung Kora getroffen. «Ich wünschte auch, es wäre anders», sagt Wyss.
Im Kanton Schwyz hat es noch nie einen Luchs-Abschuss gegeben.
Wie oft kommt das vor? Dass ein Luchs zum Abschuss freigegeben wird, ist äusserst selten. Das Tier steht in der Schweiz unter Schutz und darf nur in Ausnahmefällen geschossen werden. Eine solche Ausnahme besteht, wenn ein einzelner Luchs viele domestizierte Tiere reisst. «Für den Kanton Schwyz ist dieser Abschuss eine Premiere», so Wyss. In anderen Kantonen sei es bereits vereinzelt vorgekommen.
Was weiss man über den Luchs? Das betreffende Tier ist im Kanton Schwyz kein unbekanntes. Es handelt sich um einen von drei männlichen Luchsen, die vor einem Jahr als Waise aufgegriffen und im Tierpark Goldau aufgepäppelt wurden. Im Mai 2024 wurden sie wieder freigelassen. Seither wird ihre Position per GPS überwacht und alle sechs Stunden übermittelt. «Nach der Aussetzung deutete nichts darauf hin, dass der Luchs auffällig werden könnte», sagt Jagdverwalter Wyss. Sie hätten ihn absichtlich möglichst fernab der Zivilisation ausgesetzt. «Dann ist er jedoch weit gewandert und im Muotatal auf diese Alp mit Schafen gestossen.»
Wie wurden die Tiere aufgepäppelt? Man habe grossen Wert daraufgelegt, dass sich die drei Luchse im Tierpark nicht an Menschen gewöhnen, versichert Manuel Wyss. «Sie lebten so wild und ungestört wie möglich.» Als Futter hätten sie ausschliesslich Wildtiere vorgesetzt bekommen: tote Rehe und Gämsen.
Wie geht es den anderen beiden Tieren? Diese verhielten sich unauffällig. Einer der beiden lebt im Kanton Obwalden, der andere im Kanton Schwyz. «Sie lassen sich nichts zuschulden kommen», sagt der Jagdverwalter.