Nach fast drei Jahrzehnten ist der Niedergang der Appenzell Ausserrhoder Kantonalbank (ARKB) um ein Kapitel reicher.
Die ARKB beschäftigt die Politik in Appenzell Ausserrhoden bis heute. Insbesondere, was mit dem Bankarchiv passiert, war jahrzehntelang ein umstrittenes Thema. 1996 wurde die Kantonalbank von der heutigen UBS übernommen – mit dem Verkauf der Kantonalbank an die UBS wechselte auch das Bankarchiv den Besitzer.
Schwierige Verhandlungen mit UBS
Nach Vorstössen der SP wurden die Bemühungen intensiviert, die Akten wieder in den Besitz des Kantons zu bringen. Ein entsprechender Vorstoss im Kantonsparlament zur Übergabe der Dokumente wurde nun nach über zehn Jahren abgeschlossen. Die Übergabe ist geregelt, wenn auch mit Einschränkungen.
Geregelt wurde, dass die Akten wieder physisch im Staatsarchiv in Herisau sind. Aufgrund des Bankkundengeheimnisses gehören sie rechtlich jedoch teilweise der UBS. Eine vollständige Übergabe an das Staatsarchiv ist erst nach Ablauf einer Frist von bis zu 60 Jahren möglich. So wollte es die UBS.
Nur wenige wussten damals, dass die Ausserrhoder Kantonalbank bereits Ende der 1980er-Jahre in Schieflage geraten war, erklärt der Journalist Hanspeter Strebel. Anfangs waren die Hinweise subtil. «Die Geschäftsberichte sind im Kantonsrat kommentarlos durchgewunken worden», erinnert sich Strebel
Als jedoch in der Filiale Teufen Veruntreuungen und Pflichtverletzungen aufgedeckt wurden, kam es zu Entlassungen und strafrechtlichen Konsequenzen. «Das war ein erster Warnschuss, dass bei der Bank und der Führung nicht alles mit rechten Dingen zugeht.»
Heikle Investments und deren Folgen
Der Niedergang wurde durch riskante Investitionen beschleunigt. Die Bank habe zum Beispiel zwei Millionen Franken in eine Lachsfarm in Kanada investiert, die letztlich gescheitert ist, sagt Strebel.
Auch eine Investition in ein Bordell in Genf, das von einem nordafrikanischen Waffenhändler erworben worden war, geriet in die Kritik. Die Politik liess die Bank lange Zeit walten, selbst als die finanziellen Schwierigkeiten immer offensichtlicher wurden. «Dahinter steckte ein Systemversagen», sagt Strebel. Die Bank erhielt sogar Warnbriefe der Eidgenössischen Bankenkommission, ohne dass Konsequenzen folgten.
Viele Politikerinnen und Politiker dürften aber von der prekären Lage gewusst haben, denn die Summen, die der Kanton jährlich zuschiessen musste, wuchsen stetig.
Die Öffentlichkeit ahnte nichts von den Problemen. Im Gegenteil: Die Verantwortlichen holten die Bevölkerung mit der Ausgabe von Partizipationsscheinen ins Boot, so Strebel.
Der Paukenschlag kurz vor Weihnachten 1995
Mit dem Eintritt des späteren Bundesrats Hans-Rudolf Merz (FDP) in die Bankleitung keimte Hoffnung auf.
Doch die Lage verschlechterte sich weiter, und Merz und die damalige Finanzdirektorin und spätere Nationalrätin Marianne Kleiner (FDP) sahen schliesslich keinen anderen Ausweg, als die Bank zu verkaufen. Die Bank ging an die Schweizerische Bankgesellschaft, eine Vorgängerin der UBS. Der Preis: 180 Millionen Franken.
Die Leute hatten das Gefühl, vom ganzen System betrogen worden zu sein.
Der Verlust der eigenen Kantonalbank hat Spuren hinterlassen. «Die Leute hatten das Gefühl, vom ganzen System betrogen worden zu sein», sagt Strebel. Auch, weil bis heute viele Fragen zu den damaligen Ereignissen offen sind.