Die «1:12»-Initiative der Juso, die Renteninitiative der Jungfreisinnigen oder jetzt die Umweltverantwortungsinitiative der Jungen Grünen. Alle drei Initiativen wurden an der Urne abgeschmettert. Trotz der erwartbaren Niederlage zahle sich das Zustandebringen einer Volksinitiative für eine Jungpartei aber oft auf anderen Ebenen aus, sagt Politikwissenschaftler Urs Bieri vom Forschungsinstitut GFS Bern.
Jungparteien haben tatsächlich ein bisschen das Privileg, ein bisschen aufmüpfiger, auch ein bisschen radikaler in ihrer Forderung zu sein.
Einerseits gelänge es der Jungpartei, mit einer Initiative ein Thema im politischen Diskurs zu setzen, das dann vielleicht später in einem anderen Kontext wieder aufgegriffen werde. Andererseits sei es nicht unbedingt ein Nachteil, dass die Forderungen der Jungparteien in ihren Initiativen teilweise sehr weit gehen. «Jungparteien haben tatsächlich ein bisschen das Privileg, ein bisschen aufmüpfiger, auch ein bisschen radikaler in ihrer Forderung zu sein.»
Sichtbarkeit wird generiert
Jugendlich sein bedeute auch ein stärkeres Schwarz-Weiss-Denken. Daher sind gemäss Bieri Initiativen für junge Leute attraktiver, wenn sie radikal und grundsätzlich formuliert sind. Daher können junge Menschen womöglich besser mobilisiert werden und vielleicht sogar als Mitglieder für die eigene Partei gewonnen werden.
Am Abstimmungssonntag müsse man meistens mit einer Enttäuschung rechnen, sagt Urs Bieri. Dafür würden sich Volksinitiativen für Jungparteien tendenziell langfristig lohnen, da Sichtbarkeit generiert werde. Zudem könne man auf Podien und allgemein verstärkt in der Öffentlichkeit auftreten.
Jungparteien als Sprungbrett für politische Karrieren
«Jungparteien sind eine ganz wichtige Kaderschmiede für den ganzen politischen Prozess. Man weiss tatsächlich, wenn man in jungen Jahren politisiert wird, dass das länger und nachhaltiger wirkt. Es ist darum nicht eine Überraschung, dass eben gerade auch gestandene Personen aus Jungparteien in höchste Ämter aufsteigen können», erklärt Bieri.
Beispiele dafür gibt es im politischen Betrieb zahlreiche. Darunter die aktuelle Parteispitze der SP: Mattea Meyer und Cédric Wermuth waren beide in der Juso. FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt war an der Spitze derJungfreisinnigen.