Sie schlängelt sich malerisch entlang des Urnersees. Doch der Blick auf See und Berge trügt. Die Axenstrasse, die durch die Kantone Schwyz und Uri Richtung Süden führt, ist umgeben von steil abfallenden Felshängen, die immer wieder bröckeln. Es kommt regelmässig zu Felsabbrüchen und somit im schlimmsten Fall zu mehrwöchigen Sperrungen der Strasse.
Eine neue Axenstrasse soll nun mehr Sicherheit bringen. Die Idee ist alt - die Umsetzung liess auf sich warten. Nach jahrelangem Hin und Her erfolgte mit der Eröffnung der provisorischen Brücke im Steinschlaggebiet Gumpisch bei Sisikon am Mittwoch der symbolische Baustart der neuen Axenstrasse.
Die Erleichterung, dass es jetzt endlich so weit ist, ist bei allen Beteiligten gross: «Es ist ein riesiger Freudentag», sagen unisono Roger Nager und André Rüegsegger – Baudirektoren von Uri und Schwyz.
Kernstück der neuen Axenstrasse sind zwei neue Tunnelbauten: der 4,8 Kilometer lange Sisikoner-Tunnel und der drei Kilometer lange Morschacher Tunnel.
Die neue Strasse sei kein einfaches Bauvorhaben, erklärt Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamts für Strassen (Astra): «Der Tunnelbau erfolgt in einer anspruchsvollen Geologie und Hydrologie. Aber ich denke, wir haben bewiesen, dass wir das können.»
Der Tunnelbau erfolgt in einer anspruchsvollen Geologie und Hydrologie.
Mit «wir» meint Röthlisberger neben dem Astra auch die Kantone Uri und Schwyz. Denn das ganze Projekt ist eine Zusammenarbeit der drei Parteien: Die Axenstrasse ist eigentlich Sache des Bundes, weil sie eine Nationalstrasse ist. Gemäss der alten Gesetzgebung hat der Bund jedoch die betroffenen Kantone mit der Bauherrschaft beauftragt.
In den letzten Jahren haben wir gesehen, wie fragil die Axenstrasse ist.
Kostenpunkt der neuen Axenstrasse: über eine Milliarde Franken. Viel Geld – aber die neue Strasse sei wichtig, sagt Astra-Chef Jürg Röthlisberger. Und betont noch einmal den Sicherheitsaspekt: Die enge, steinschlaggefährdete Strasse entspräche nicht mehr einer modernen Infrastruktur: «Wir haben als Strassenbetreiber eine grosse Verantwortung.»
Und der Schwyzer Baudirektor André Rüegsegger fügt hinzu: «In den letzten Jahren haben wir gesehen, wie fragil die Axenstrasse ist. Wir mussten sie mehrfach sperren, vor allem seit sich die Naturgefahrensituation im Bereich Gumpisch verschärft hat.»
Neben Naturgefahren auch Verkehrsbelastung
Doch nicht nur Steinschläge machen die alte Axenstrasse zum Sorgenkind. Auch der Verkehr ist ein Problem. 16'000 Autos und Lastwagen nutzen täglich die Axenstrasse. Dabei brettern sie mitten durch die Urner Gemeinde Sisikon. Wenn die geplante Axenstrasse neu in den Berg kommt, wird Sisikon vom Verkehr entlastet. «Das gibt neue Perspektiven fürs Dorf», freut sich Timotheus Abegg, Gemeindepräsident von Sisikon.
Die Ohnmacht, die wir die letzten Jahrzehnte gehabt haben, die ist nun weg.
Doch bis es so weit ist, dauert es noch. Genauer gesagt sicher noch 1O Jahre. Fertig werden soll die neue Axenstrasse nämlich 2033.
«Wir Sisiker mussten schon einiges ertragen. Diese 10 Jahre schaffen wir auch noch», ist Timotheus Abegg überzeugt. Mit dem heutigen symbolischen Startschuss für die Bauarbeiten der neuen Axenstrasse sei vor allem eines weg: «Die Ohnmacht, die wir die letzten Jahrzehnte gespürt haben.»
Und was passiert eigentlich mit der alten Axenstrasse? Diese wird nach der Eröffnung der Neuen saniert. Sie soll dann vor allem dem Langsamverkehr dienen, also von Velofahrerinnen und Fussgängern benutzt werden können.