Kurz vor Mitternacht bis am Morgen um 8 Uhr ist das Festnetz in der Schweiz weitestgehend zusammengebrochen. Davon betroffen waren auch die Notrufnummern. Das Timing war denkbar schlecht: In dieser Nacht hat es – oder besser gesagt, hätte es – wegen der Unwetter viele Anrufe an die Polizei oder die Feuerwehr gegeben. In einem Kanton sorgte eine Bitte der Polizei nach der Panne auch für Kopfschütteln.
Ostschweiz: Zusätzliche Polizisten auf Patrouille
Die Notrufzentralen haben auf Mobiltelefonie umgestellt und die Nummern der Blaulichtorganisationen auf allen möglichen Kanälen veröffentlicht.
Im Kanton St. Gallen ist die Feuerwehr für die bessere Erreichbarkeit ins Depot geschickt worden. Und laut Mitteilung der Kantonspolizei sind zusätzliche Polizistinnen und Polizisten auf die Strasse geschickt worden, um dort nach dem Rechten zu sehen.
Zürich: «Es war intensiv»
In der vergangenen Nacht ist es zu rund 250 Einsätzen der Kantonspolizei Zürich gekommen. «Es war intensiv», sagt Polizeisprecher Florian Frei. «Vor allem das Personal in der Notrufzentrale war gefordert.» Zu Problemen sei es aber nicht gekommen. Das Aufschalten der Notfallnummern habe reibungslos funktioniert, die Erreichbarkeit der Polizei sei stets gewährleistet gewesen.
Etwas komplizierter war die Situation bei Sanität und Feuerwehr: Weil Anrufe teilweise abrupt unterbrochen wurden, musste Schutz und Rettung Zürich in einigen Fällen ihre Rettungswagen vorsorglich losschicken, bestätigt Sprecher Severin Lutz. Dies, weil nicht eingeschätzt werden konnte, wie dringlich die Situation war.
In diesem Sonderbetriebsmodus waren deshalb deutlich mehr Ambulanzen unterwegs als gewöhnlich – es kam zu rund 100 Einsätzen. Schutz und Rettung Zürich musste auch zusätzliches Personal aktivieren, um den grossen Aufwand stemmen zu können. 22 Leute standen im Einsatz, dreimal mehr als normal.
Aargau setzt auf Notfalltreffpunkte
Wegen der Störung der Notrufnummern hat der Kanton Aargau in der Nacht rund 300 Notfalltreffpunkte in Betrieb genommen. Dieses System existiert seit letztem Herbst, nun wurde es erstmals in einem Ernstfall eingesetzt. In jeder Aargauer Gemeinde gibt es mindestens einen solchen Treffpunkt, meist bei einem Schulhaus oder einer Mehrzweckhalle.
Am Anfang hätten wie geplant die Feuerwehren die Notfalltreffpunkte besetzt. Später habe sie der Zivilschutz abgelöst, teilt der Kantonale Führungsstab mit. Die Möglichkeit, an diesen Treffpunkten Notrufe abzusetzen, sei auch genutzt worden. Im Verlauf des Morgens wurden die Treffpunkte wieder ausser Betrieb genommen.
Im Gegensatz zum Aargau haben die anderen Kantone mit dem gleichen System ihre Notfalltreffpunkte nicht eingesetzt, heisst es auf Anfrage. Dies sind Bern, Schaffhausen und Solothurn. Die Treffpunkte würden nur bei einem Totalausfall der Kommunikation besetzt, erklärt Diego Ochsner, Chef des Solothurner Führungsstabs, gegenüber SRF.
Das Handynetz habe weiterhin funktioniert, das Festnetz sei auch nicht für längere Zeit ausgefallen. Der Aufwand wäre zu gross gewesen, so Ochsner.
Baselland: «Bitte Leitungen für echte Notfälle freihalten»
Nachdem die Leitungen wieder normal funktionierten, wandte sich die Polizei mit einem überraschenden Schreiben an die Öffentlichkeit: «Wir bitten die Bevölkerung, von «Testanrufen» abzusehen und die Leitungen für echte Notfälle freizulassen.» Die Nummern 112, 117, 118 oder 144 sollte doch bitte nur in dringenden Notfällen gewählt werden.