58'000 Anrufe seien bei der Polizei Basellandschaft im Jahr 2022 eingegangen. Es ist eine deutliche Zunahme.
Mehr Streite: mehr Notrufe bei Baselbieter Polizei
«Darunter fallen Schlägereien, verbale Auseinandersetzungen und Belästigungen. Aber auch Nachbarschaftsstreite oder auch einfach ganz spontane Dispute auf der Strasse. Das kann zum Beispiel ein Streit um einen Parkplatz sein», sagt Adrian Gaugler, Sprecher der Baselbieter Polizei.
Auch die Polizeikorps anderer Kantone verzeichnen eine Zunahme der Anrufe, wenn auch weniger deutlich.
Wachsende Bevölkerung: mehr Notrufe bei Aargauer Polizei
Bei der Aargauer Kantonspolizei hat im gleichen Zeitraum das Telefon knapp 10 Prozent häufiger geklingelt. Polizeisprecher Bernhard Graser erklärt die Zunahme einerseits mit dem Bevölkerungswachstum. Anderseits habe auch die Pandemie eine Rolle gespielt. «So weilten durch die Reisebeschränkungen mehr Leute im Land, was zusätzlich zu mehr Notrufen geführt haben dürfte.»
Als weiteren möglichen Grund nennt Graser die vermehrten Meldungen über Telefonbetrug und weitere ähnliche Delikte.
Gröbere Unwetter: mehr Notrufe bei Berner Polizei
Um rund sechs Prozent haben die Notrufe bei der Polizei im Kanton Bern in den letzten fünf Jahren zugenommen. Mediensprecherin Isabelle Wüthrich schreibt, dass die Zahl der Anrufe auch aufgrund von einzelnen Ereignissen schwanken würde. «So kommt es beispielsweise bei vermehrten Unwettern unter Umständen auch zu mehr Meldungen.»
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch im Kanton Zürich. In ihrem Jahresbericht schreibt die Kantonspolizei, dass «die Notrufnummer 117 einen starken Anstieg ausweist». Entsprechend seien auch die Interventionszahlen gestiegen.
Im Kanton Baselland hat das Korps auf die vielen Anrufe reagiert: «Wir haben Mitarbeitende aus anderen Abteilungen für die Notrufzentrale ausbilden müssen. Sie werden jetzt als Springerinnen und Springer eingesetzt», sagt Adrian Gaugler, Sprecher der Kantonspolizei Baselland.
Wir haben Mitarbeitende aus anderen Abteilungen für die Notrufzentrale ausbilden müssen.
Um zukünftige Engpässe zu vermeiden, will das Korps das Team in der Einsatzleitzentrale aufstocken: Ab nächstem Jahr soll es um 400 Stellenprozente verstärkt werden.
Künstliche Intelligenz hilft, ersetzt aber niemanden
Obwohl die Baselbieter Polizei auch auf moderne Technologie setze, bleibe der Mensch unersetzlich. «Die Digitalisierung hilft unseren Mitarbeitenden zwar, zum Beispiel um schnell an Informationen zu kommen. Aber den Menschen am Telefon durch Künstliche Intelligenz zu ersetzen, das ist kein Thema», sagt Gaugler.
Hinter jedem Notruf steht auch ein menschliches Schicksal.
Gerade für die Arbeit in der Notrufzentrale brauche es Fingerspitzengefühl, betont Gaugler. «Hinter jedem Notruf steht auch ein menschliches Schicksal. Die Kommunikation zwischen der Person am Telefon und der Polizistin oder dem Polizisten soll adäquat und vor allem auch empathisch sein.»
Die Baselbieter Polizei stockt ihr Personal auf, andere Korps stehen nicht am gleichen Punkt. Aus dem Kanton Bern, schreibt Polizeisprecherin Isabelle Wüthrich etwa: «Die Prüfung von Optimierungsmöglichkeiten ist ein ständig laufender Prozess, in dem verschiedene Ideen angeschaut werden, die aber zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht spruchreif sind.»