An Universitäten heisst es meistens «Herr Professor». Nur 25 Prozent der Professuren sind von Frauen besetzt, obwohl die Studentinnen seit einigen Jahren in der Mehrheit sind. Das wollen die Gründerinnen des Vereins StrukturElle ändern. «Alle sagen, man könnte nichts machen, aber selbstverständlich kann man etwas machen, wenn man will. Der Wille fehlt», erklärt die bekannte Frauenrechtlerin Zita Küng.
Nun wollen die Frauen die Finanzierung der Universitäten infrage stellen. Denn: Im Gesetz über die Förderung und Koordination der Hochschulen steht, dass Hochschulen gewährleisten müssen, dass «die Aufgaben so erfüllt werden, dass die Chancengleichheit und die tatsächliche Gleichstellung von Mann und Frau gefördert werden». Dies ist die Voraussetzung für die Akkreditierung der Hochschulen, sprich dafür, dass sie Geld vom Bund bekommen.
Es ist nicht transparent, wir haben keine Kriterien, wir haben keine Standards, nichts.
Hier wollen die Juristinnen von StrukturElle ansetzen und das Recht der Hochschulen auf Akkreditierung infrage stellen, wenn sie die Vorgabe der Gleichstellung nicht einhalten. Notfalls mit einer Klage, wie sie gegenüber SRF sagen. «Es ist nicht transparent, wir haben keine Kriterien, wir haben keine Standards, nichts», erklärt Maya Dougoud, Rechtsprofessorin von der Freiburger Hochschule für Wirtschaft. Das Ziel: konkrete Kriterien für Gleichstellung auf Gesetzesebene festhalten.
Gespräch ohne konkrete Resultate
Mit dieser Forderung haben die Frauen den Akkreditierungsrat konfrontiert. Dieses Gremium, bestehend aus Vertretern von Kantonen und Bund, ist für die Ausstellung der Akkreditierungen der Hochschulen und deren Qualitätssicherung zuständig.
Das Gespräch brachte keine konkreten Resultate. Die Frauen sind enttäuscht, das Thema einer Klage steht immer noch im Raum. «Zuerst möchten wir zusammenarbeiten, um Lösungen zu suchen», betont Maya Dougoud. Aber: «Wir haben verschiedene Mandate bekommen von Personen und Organisationen, die sich überlegen, ob sie klagen wollen.»
Der Akkreditierungsrat wollte nach dem Gespräch nicht vor der Kamera Stellung nehmen und verwies auf die Hochschulen.
Die Hochschulen haben in den letzten Jahren zahlreiche Massnahmen umgesetzt
Die Hochschulen hätten zwar in Sachen Gleichstellung noch etwas Luft nach oben, hält Astrid Epiney, die Rektorin der Universität Freiburg fest. Sie betont aber auch: «Die Hochschulen haben in den letzten Jahren zahlreiche Massnahmen umgesetzt, hervorzuheben sind insbesondere verschiedene Massnahmen im Bereich der Karriereförderung, etwa Mentoring-Programme, sowie besondere Vorgaben für die Einstellungsverfahren von Professorinnen und Professoren», so Epiney weiter, die auch im Vorstand der Rektorenkonferenz der Schweizerischen Hochschulen sitzt.
Auch auf politischer Ebene aktiv
Die Frauen prüfen nicht nur die Möglichkeit einer Klage, sie versuchen ihr Anliegen auch auf politischer Ebene voranzubringen.
Beispielsweise SP-Bildungspolitiker Matthias Aebischer sieht dringenden Handlungsbedarf. «Entweder man verschärft das Gesetz, fügt eine 40-Prozent-Klausel ein, wie das beispielsweise im Sport gemacht wurde, oder man kürzt die Zahlungen an die Hochschulen. Das ist natürlich Ultima Ratio, aber so wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen.»
Man kann Gleichstellung nicht per Knopfdruck verändern, und auch nicht mit einer Quote.
Anderer Meinung ist etwa SVP-Bildungspolitikerin Diana Gutjahr. «Man kann Gleichstellung nicht per Knopfdruck verändern, und auch nicht mit einer Quote», so Gutjahr. «Wir sehen ein natürliches Wachstum, in den letzten Jahren haben die Zahlen bei den Studentinnen und den Professorinnen zugenommen, das ist für mich ein klares Anzeichen, dass sich das in den nächsten Jahren weiter abbilden wird.»
Handlungsbedarf besteht, das hat auch der Bundesrat festgestellt. In seiner ersten nationalen Gleichstellungsstrategie hat er das Ziel eines höheren Frauenanteils in Führungspositionen von Hochschulen verankert.