Was wurde im letzten Sommer nicht alles über die Covid-App geschrieben: ein wirkungsvolles Instrument, um die Pandemie in den Griff zu bekommen – durch die App könne man ein effektives Contact-Tracing betreiben, Kontakte besser nachverfolgt und Infektionsketten durchbrochen werden, hiess es.
Euphorische Startphase
Die Startphase lief äusserst erfolgreich ab, wenn man die Zahlen der aktiven Nutzer in Betracht zieht. Ende Juni gestartet, wurde anfangs Juli bereits die Marke von einer Million geknackt.
Beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) zeigte man sich optimistisch: «Über 30 Mal haben positiv getestete Menschen gesagt: Ich willige ein, dass jetzt alle Leute gewarnt sind, die mit mir enger und länger in Kontakt waren», sagte Sang-Il Kim, Leiter Abteilung Digitale Transformation des BAG, damals.
Wir sind mit der Anzahl Nutzerinnen und Nutzer grundsätzlich zufrieden.
SRF wollte vom BAG wissen, wie sich die Zahl der aktiven App-Nutzer von Anfang Juli bis und mit 4. Februar entwickelt hat. Doch eine erste Überraschung: für den Zeitraum zwischen dem 13.1.2021 und 29.1.2021 existieren keine Zahlen.
Dazu schreibt das BAG auf Anfrage: «Seit dem 14. Januar 2021 hatten wir Unregelmässigkeiten bei den Requests (den automatischen Systemanfragen bei Android Nutzerinnen und -Nutzern) beobachtet, die zur Messung der aktiven Apps verwendet werden.»
Aber auch sonst verwundern die Zahlen der viel gepriesenen App: Bis Ende September zeigte die Zahl der aktiven Nutzer steil nach oben, obwohl die Fallzahlen in der Schweiz relativ gering waren. Anfang Oktober stiegen die täglich gemeldeten Corona-Fälle rapide an, bei der App zeigte sich der Zuwachs an aktiven Nutzern ab Mitte Oktober. Der Höchststand betrug am 25.10. letzten Jahres 1'893'846 aktive Nutzer.
Zahl hat sich auf 1.8 Mio. eingependelt
Die Fallzahlen blieben ab diesem Zeitpunkt eher hoch, aber bei der Anzahl aktiven App-Nutzer geschah etwas Aussergewöhnliches: Seit dem 23.10.2020 – als erstmals über 1'800'000 Nutzer die App aktiv nutzten – stagniert die Zahl bis heute. An manchen Tagen war sie etwas höher, an manchen aber auch tiefer.
Eine interessante Randnotiz ist auch die Tatsache, dass die Zahlen über die Festtage, also zwischen dem 23.12. und dem 26.12., zurückgingen. Möglicherweise haben manche Nutzer über diese Tage ihr Bluetooth abgeschaltet.
Zusammengefasst kann man anhand der Daten sagen: Die Zahlen stagnieren seit Monaten, obwohl der Bundesrat vor der neuen, ansteckenderen Virusvariante warnt. Alain Berset liess denn am Mittwoch auch durchblicken, dass Lockerungen im März aufgrund der aktuellen Lage kaum stattfinden werden.
Nutzen wäre erkannt
Was sagt das BAG zu dieser Entwicklung? Man sei mit der Anzahl Nutzerinnen und Nutzer grundsätzlich zufrieden: «Die Benutzung der App basiert auf Freiwilligkeit und Solidarität. Mit der SwissCovid-App stellt das BAG den Bürgern ein Werkzeug zur Verfügung, das die Infektionsketten unterbricht und die Menschen schützt.» Man wünsche sich, dass so viele Menschen wie möglich die App nutzen. «Je mehr Menschen die Anwendung nutzen, desto nützlicher ist sie.»
Aber genau dies geschieht seit Monaten nicht: Die Nutzerzahlen stagnieren. Hat sich die Lancierung der App aus der Sicht des BAG trotzdem gelohnt? «Absolut», schreibt das BAG. «Die Schweiz ist das erste Land weltweit, in welchem die konkrete Wirksamkeit einer Tracing-App nachgewiesen werden konnte.»
Fragt sich also, wieso es um sie in den letzten Monaten derart ruhig geworden ist.