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Interview zum Tag mit Kantonsarzt Rudolf Hauri
Aus Tagesschau am Vorabend vom 21.12.2021.
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Oberster Kantonsarzt Rudolf Hauri: «Schreckensszenarien bringen uns nicht weiter»

Er sei ein nüchterner Mensch, sagt der oberste Kantonsarzt, Rudolf Hauri: Die Omikron-Variante fordere Respekt, doch könne man die Situation meistern. Eine rosarote Brille trage er deshalb nicht.

Rudolf Hauri

Präsident Vereinigung Kantonsärztinnen und Kantonsärzte der Schweiz

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Rudolf Hauri amtet seit 2002 als Kantonsarzt des Kantons Zug und seit 2017 als oberster Kantonsarzt der Schweiz. Er ist Facharzt für Rechtsmedizin FMH.

SRF News: Rudolf Hauri, am Samstag sagten Sie gegenüber SRF, die Massnahmen des Bundesrates würden reichen.

Rudolf Hauri: Ich bleibe bei meiner Meinung, und hoffe natürlich sehr, dass sie reichen werden.

Auch wenn die Omikron-Welle bald bei uns eintreffen wird?

Die Omikron-Welle nötigt uns Respekt ab. Aber ich gehe davon aus – oder ich hoffe es – dass wir die Situation im Griff haben können.

Die Belastung der Spitäler und vor allem der Intensivpflegestationen ist der Massstab, nicht die reinen Fallzahlen.

Sie haben auch gesagt, dass es kein grosses Problem sei, wenn nicht viele ins Spital müssten.

Die Belastung der Spitäler und vor allem der Intensivpflegestationen ist der Massstab, nicht die reinen Fallzahlen. Wenn wir zwar viele Fälle haben, aber die Leute nicht schwerkrank werden und nicht ins Spital gehen müssen deswegen, dann ist das letztlich kein grosses Problem.

Eine Virologin hat getwittert, Omikron werde wie eine Naturkatastrophe kommen. Sie dagegen bleiben relativ ruhig. Warum?

Ich bin ein zurückhaltender Mensch und beobachte die Fakten. Wir wissen noch nicht genau, was auf uns zukommt, aber es braucht eine gewisse Gelassenheit. Wir sehen zum Beispiel in Südafrika, dass es sehr viele milde Verläufe gibt. Das ist zwar nicht repräsentativ, aber es kann eine gewisse Zuversicht verschaffen.

Nein, ich trage keine rosarote Brille.

Viele Leute werden jetzt sagen, Herr Hauri hat die rosarote Brille auf!

Nein, ich trage keine rosarote Brille, sondern schaue die Situation nüchtern an. Ich glaube auch nicht, dass uns Schreckensszenarien weiterbringen.

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Hauri: «Wir stellen eher labile Stabilisierung der Fallzahlen fest»
Aus News-Clip vom 21.12.2021.
abspielen. Laufzeit 40 Sekunden.

Die Intensivstationen werden voraussichtlich noch stärker belastet werden mit Omikron. Gleichzeitig wird wahrscheinlich ein Teil des Gesundheitspersonals ausfallen, weil diese Variante so ansteckend ist. Wie sind Sie in ihrem Kanton darauf vorbereitet?

Wir setzen vor allem auf die Auffrisch-Impfung für das Gesundheitspersonal und auf die Schutzkonzepte. Und dann müssen wir natürlich schauen, wie wir es auffangen könnten, wenn das Gesundheitspersonal tatsächlich in grösserem Ausmass ausfallen würde. Wir könnten zum Beispiel unter bestimmten Voraussetzungen bei den Quarantäne- und Isolationsmassnahmen ansetzen.

Das würde heissen: Personal, das eigentlich in Quarantäne oder Isolation ist, trotzdem arbeiten lassen?

Ja, das ist nicht ausgeschlossen. Es darf natürlich die Patientinnen und Patienten nicht gefährden. Es müssten Schutzmassnahmen eingehalten werden. Das Personal darf selber keine Symptome haben. Das ist zumindest denkbar und wurde auch unter der Delta-Variante schon durchgespielt und funktioniert grundsätzlich.

Die neue Empfehlung von EKIF und BAG ist eine Herausforderung für die Kantone, vor allem organisatorisch.

Der Booster ist nun offiziell schon ab vier Monaten nach der letzten Impfung empfohlen. Ist die Schweiz vorbereitet auf den Ansturm von Booster-Willigen?

Die neue Empfehlung von EKIF und BAG ist eine Herausforderung für die Kantone, vor allem organisatorisch. Sie ist nicht ganz überraschend gekommen, wir haben ja im Ausland gesehen, dass es Verkürzungen der Zeitspannen gibt.

Es braucht viel mehr bei den grossen Kantonen, um die Kapazitäten hochzufahren.

Viele Kantone haben sich aber sehr überrascht gezeigt von der Ankündigung des Bundesrats.

Wir sind vor allem überrascht von der Geschwindigkeit, in der der Entscheid gefällt wurde, nicht vom Entscheid selber. Viele Kantone konnten sich darauf einstellen, vor allem die kleineren Kantone, die grösseren haben viel mehr Logistik- und Koordinations-Aufwand.

Das heisst also: Die Kleinen sind vorbereitet, die Grossen nicht.

Nein, das stimmt so nicht, die Grossen sind auch vorbereitet. Aber die Kleinen sind schneller. Es braucht viel mehr bei den grossen Kantonen, um die Kapazitäten hochzufahren.

Vor einem Jahr habe ich Sie kurz vor Weihnachten gefragt, was sie über die Festtage machen. Sie haben gesagt: Ich arbeite. Wie sieht es dieses Jahr aus?

Es hat sich nichts geändert. Ich arbeite auch über diese Weihnachten.

Tagesschau vom 21.12.2021, 18 Uhr ; 

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