Ökumene? Ökonomie? «Wenn ich mit Menschen spreche und sage, ich arbeite an der ökumenischen Kirche, dann werde ich manchmal gefragt, was das denn jetzt mit Ökonomie zu tun habe.» Mit Wirtschaft habe das wenig zu tun, lacht Stefan Berg.
Berg ist der reformierte Pfarrer der ökumenischen Kirche in Hofstetten-Flüh SO, die ihr 50-Jahr-Jubiläum feiert. Berg beobachtet, dass viele das Wort Ökumene heute gar nicht mehr verstehen.
Ökumene heisst Erdkreis (von griechisch oikoumene) und meint eine weltumspannende Christenheit. Die ökumenische Bewegung strebt eine weltweite Einigung und Zusammenarbeit der christlichen Konfessionen an – in der Schweiz meist zwischen dem römisch-katholischen und dem evangelisch-reformierten Glauben, aber nicht nur.
In Hofstetten-Flüh SO gibt es eine ökumenische Kirche, ein Gotteshaus, in dem Katholiken und Reformierte beten. Die Kirche ist nach eigenen Angaben die erste ökumenischen Kirche der Schweiz. In der Kirche Flüh ist auch je ein Pfarrer angestellt – obwohl die Stelle des katholischen Pfarrers gerade vakant ist.
Die Ökumene und das Geld
Gegründet wurde die ökumenische Kirche in Flüh SO 1974 vor allem aus wirtschaftlichen Überlegungen, erklärt Pfarrer Stefan Berg. Das Leimental im nördlichen Kanton Solothurn sei in den 50er- bis 70er-Jahren stark gewachsen, und damit auch die Nachfrage nach Kirchen.
Weil sich weder Reformierte noch Katholiken eine eigene neue Kirche leisten konnten, habe man zusammengespannt. Gleichzeitig sei damals auch die ökumenische Bewegung sehr lebendig gewesen: «Zwischen Vision und Not hat sich diese konstruktive Zusammenarbeit dann ergeben.»
Die beiden Konfessionen mussten sich auf eine gemeinsame Kirche einigen. Das Resultat ist ein moderner Bau, fast schon minimalistisch.
In der Kirche steht vorne im halbrunden Raum ein Altar, an der Wand ein schlichtes Kreuz. «Es ist der kleinste gemeinsame Nenner. Ein Kompromiss», sagt Pfarrer Berg.
Katholiken und Reformierte, aber nicht nur
In Flüh werde die ökumenische Kirche von Katholiken und Reformierten für Gottesdienste genutzt, schildert der reformierte Pfarrer Stefan Berg. «Einmal im Monat gibt es gemeinsame ökumenische Gottesdienste, die hier drin stattfinden, die auch von beiden vorbereitet und verantwortet werden.»
Hier beten aber nicht ausschliesslich Katholiken und Reformierte. Auch andere christliche Konfessionen würden die Kirche im Leimental nutzen. Pfarrer Berg: «Wir hatten zum Beispiel auch schon Migrationskirchen aus Basel zu Gast.»
Laut der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz AGCK gibt es in der Schweiz verschiedene Kirchen, bei denen sich unterschiedliche Konfessionen Kirchenräume teilen. Es gebe aber auch sonst enge Zusammenarbeiten, zum Beispiel in Meyrin GE, St. Gallen, Langendorf SO oder Kehrsatz BE.
Die Ökumene ist eine bleibende Aufgabe.
Der reformierte Pfarrer der ersten ökumenischen Kirche der Schweiz, Stefan Berg, ist überzeugt von der Ökumene. Die Ökumene bleibe wichtig, obwohl der Begriff heute oft nicht mehr verstanden werde. «Die Ökumene ist eine bleibende Aufgabe.»
Allerdings werde die Ökumene sich weiter wandeln, ist Stefan Berg überzeugt. Dies vor allem, weil die europäischen christlichen Kirchen schrumpften und der Einfluss von sogenannten Migrationskirchen wachse.