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ÖV-Nadelöhr Erste Grabungen für viertes Gleis am Bahnhof Zürich-Stadelhofen

Beim Zürcher Stadelhofen gräbt die SBB einen Erkundungsstollen, um Untersuchungen für den Gleisausbau zu tätigen.

Mehr als 80'000 Passagiere steigen jeden Tag am Bahnhof Stadelhofen ein und aus. Die steigenden Passagierzahlen bringen den drittgrössten Zürcher Bahnhof immer stärker an seine Kapazitätsgrenzen. Seit Jahren sind Verspätungen und Zugausfälle die Konsequenz.

Um das Nadelöhr zu entschärfen, soll bis 2035 ein viertes Gleis gebaut werden. Es sind aufwendige Arbeiten. Denn dafür müssen drei neue Tunnel gebohrt werden: ein zweiter Hirschengrabentunnel zum Zürcher Hauptbahnhof, ein zweiter Zürichbergtunnel nach Stettbach und ein zusätzlicher Riesbachtunnel nach Tiefenbrunnen.

Visualisierung viertes Gleis Bahnhof Stadelhofen
Legende: Das vierte Gleis wird unterirdisch zirka 40 Meter hinter dem heutigen Bahnhof erstellt. Keystone/ZVG SBB

2027 sollen die aufwendigen Bauarbeiten starten. Die ersten Vorarbeiten sind aber bereits im Gange. Derzeit werden in einem Erkundungsstollen Untersuchungen für die weitere Projektplanung durchgeführt. Dies, um auf möglichst vieles vorbereitet zu sein, die Bauarbeiten möglichst genau ausschreiben zu können und um den Baufortschritt möglichst genau planen zu können.

Lockeres Gestein für Tunnelbau anspruchsvoll

Es handle sich um geologische Abklärungen, sagt Gesamtprojektleiter Christoph Jauslin. Das lockere Gestein sei für den Tunnelbau anspruchsvoll. «Es besteht immer die Gefahr, dass bei den Arbeiten Steinmassen herunterfallen.»

Untersucht werden auch die Bodenbelastung, der Lärm und die Verformung. Beispielsweise werden die Häuser oberhalb der Baustelle überwacht, Bewegungen millimetergenau aufgezeichnet. Bislang sei aber nichts Unerwartetes entdeckt worden, heisst es von den Projektverantwortlichen.

Erkundungsstollen beim Bahnhof Stadelhofen
Legende: Geologische Untersuchungen sollen böse Überraschungen bei den Hauptarbeiten möglichst verhindern. SRF/Nina Thöny

Der Stollen ist vom Perron aus gut zu sehen und führt 23 Meter ins Erdreich hinein. Rund 600 Kubikmeter Material werden hier ausgehoben. Pro Woche kommen die Grabungen rund zwei Meter weit. Im kommenden Frühling sollten sie beendet sein. Aus diesem Erkundungsstollen wird später, wenn das vierte Gleis in Betrieb ist, ein Notausgang.

Langer Kampf für ein viertes Gleis

Bereits bei der Eröffnung 1990 war klar, dass der Bahnhof Stadelhofen mit drei Gleisen zu klein ist. Aus politischen Gründen wurde auf ein viertes Gleis jedoch verzichtet, um gut 50 Millionen Franken einzusparen. Jahrelang kämpfte der Kanton Zürich beim Bund, damit er doch Gelder für den Ausbau auf ein viertes Gleis erhält.

Stararchitekt Calatrava ging leer aus

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Im November 2019 hat die SBB das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs gekürt. Gewonnen hat das Planerteam Giuliani Hönger Architekten/Caretta. Ihr Projekt, welches den Namen «Elysion» trägt, überzeuge durch seine stimmige Verbindung von Erweiterung und bestehenden Strukturen, hiess es von der SBB. Sie betonte, dass der Entscheid der Jury einstimmig und der Wettbewerb anonym durchgeführt wurde.

Leer ausgegangen ist Stararchitekt Santiago Calatrava, der den bestehenden Bahnhof entworfen hatte. Calatrava verzichtete aber darauf, den Entscheid juristisch anzufechten.

Im Sommer 2019 hat sich das Bundesparlament dann für ein knapp 13 Milliarden Franken grosses Paket für den Bahnausbau 2035 ausgesprochen. Damit soll auch der Umbau des Stadelhofens finanziert werden.

Mit Kosten von rund 1.1 Milliarden Franken gehört es zu den grössten Projekten des 13-Milliarden-Pakets. Wenn alles nach Plan läuft, fahren in der zweiten Hälfte der 2030er-Jahre die ersten Züge auf dem neuen Gleis 4 am Bahnhof Stadelhofen ein.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen 28.1.2025, 17:30 Uhr ; 

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