So wurde vorgegangen: Zum ersten Mal wurden die kriminellen Netzwerke auf der Grundlage von Daten aus allen EU-Mitgliedstaaten und Partnerstaaten identifiziert. Darunter auch mit Daten aus der Schweiz. Es seien insgesamt 821 hochprofessionelle und international operierende Organisationen. Sie seien flexibel, kontrollierend und zerstörerisch. «Sie operieren nicht in einer isolierten kriminellen Unterwelt», heisst es im Bericht, «sondern haben direkte Einwirkung auf das Leben der EU-Bürger.»
Das machen die Banden: Das Hauptgeschäft der Banden ist der Analyse zufolge der Drogenhandel. Jedes zweite Netzwerk ist darin verwickelt, vorwiegend geht es um Kokain, aber auch um synthetische Drogen und Cannabis. Weitere Verbrechen sind Betrug, Einbrüche und Diebstahl, Menschenhandel sowie Schmuggel von Migranten. Die grösste Bedrohung liegt Europol zufolge in der Infiltrierung der legalen Geschäftswelt – Ziele sind dabei die Erleichterung und Verdeckung der Verbrechen sowie das Waschen der Profite. 86 Prozent der Netzwerke nutzten legale Geschäftsstrukturen, eine grosse Mehrheit arbeite mit Korruption und Gewalt.
Wie ist die Schweiz betroffen: Ausserhalb der EU seien die Netzwerke insbesondere in der Schweiz, dem Vereinigten Königreich, der Türkei, Albanien, Brasilien, Kolumbien und den Vereinigten Arabischen Emiraten aktiv. Die Schweiz sei besonders von Cyberkriminalität betroffen, war dem Bericht zu entnehmen. Neun Banden seien darin spezialisiert. Insbesondere russische und ukrainische Staatsangehörige würden sich diesen Netzwerken anschliessen. Diese würden nebst der Schweiz hauptsächlich in Frankreich, Deutschland und den USA agieren.
Das sagt Fedpol: «Die organisierte Kriminalität operiert grenzüberschreitend zusammen und dabei ist auch die Schweiz Teil dieses Kriminalitätsraumes Europa», sagt Patrick Jean, Mediensprecher des Bundesamts für Polizei (Fedpol). Die Schweiz sei keine Insel. Auch in der Schweiz seien diverse Gruppierungen der organisierten Kriminalität aktiv, insbesondere solche italienischer, ethnisch albanischer, slawischer sowie osteuropäischer oder türkischer Herkunft. Der Drogenhandel – vor allem mit Kokain – stelle ein wichtiges Standbein für die organisierte Kriminalität dar. Aber auch Vermögensdelikte, Betrug oder Onlinedelikte könnten teilweise organisierte Kriminalität im Hintergrund haben.