Was ist passiert? In Küttigen (AG), Ruswil (LU), Yvonand (VD) und Zuzwil (SG) kam es innerhalb einer Woche zu Bancomat-Sprengungen. Die Täter flohen, in einem Fall gar auf E-Motorrädern. In Ruswil mussten zehn Personen der darüberliegenden Wohnungen kurzzeitig evakuiert werden. Vier Angriffe in einer Woche ist auffällig. Zu den laufenden Ermittlungen gibt es keine Informationen. Jedoch sind Serienangriffe auf Bancomaten laut der Bundespolizei Fedpol nicht unüblich.
Wie viele Fälle gab es in den letzten Jahren? Ab 2018 kam es vermehrt zu Angriffen in der Schweiz. Den Peak erreichten sie 2022 mit 54 Fällen. «Danach wurde die Zusammenarbeit verstärkt, auch auf der präventiven Schiene», sagt Berina Repesa, Mediensprecherin des Fedpols. So brachte das Fedpol nicht-polizeiliche Akteure wie Banken und Bancomaten-Betreiber am runden Tisch zusammen, um besonders gefährdete Bancomaten sicherer zu machen. Tatsächlich gingen die Angriffe 2023 zurück: Es wurden noch 29 Bancomaten geknackt, drei Versuche scheiterten.
Wie haben sich die Methoden verändert? Früher wurden Bancomaten vor allem mit Werkzeugen aufgebrochen. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Werkzeuge und Gas kommen noch zum Einsatz, mittlerweile ist aber der Sprengstoff das beliebteste Mittel. Nach aktuellem Stand wurde auch bei den neuesten Fällen Sprengstoff verwendet. Es ist die schnellste und gleichzeitig gefährlichste Methode: «Täter halten sich nur einige Minuten am Tatort auf, in fünf bis zehn Minuten ist eine Sprengung ausgeführt», sagt die Fedpol-Sprecherin. Das erschwere es den Polizisten, schnell genug reagieren zu können.
Warum sind Bancomaten-Sprengungen gefährlich? Bei Sprengungen droht Gefahr, wenn Bancomaten in ein Wohnhaus eingebaut sind und so die Bewohner gefährden, oder für unbeteiligte Dritte, die sich zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort aufhalten. «Darum sollte präventiv der Standort der Geldautomaten verschoben werden», sagt Repesa. Gefährlich seien die Angriffe auch, da die organisierten kriminellen Netzwerke ohne Skrupel und Rücksicht auf Verluste vorgehen.
Wer sind die Täter? Bei den neuen Fällen laufen die Ermittlungen. Doch in den letzten Jahren hat sich laut Fedpol ein Muster gezeigt: Angriffe mit Sprengstoff führen insbesondere holländische und rumänische Täter durch. Oft habe auch die niederländische «Mocro-Mafia» ihre Finger im Spiel. Fedpol geht davon aus, dass die entwendeten Gelder der niederländischen Gruppierung für weitere kriminelle Aktivitäten genutzt werden, etwa den Betäubungsmittelhandel.
Sprengungen mit Gas verüben vor allem serbische und französische Tätergruppierungen, Werkzeugangriffe Täter aus dem albanischsprachigen Raum. «Bancomaten-Sprenger sind keine Kleinkriminellen, es steckt ein sehr gut organisiertes Netzwerk dahinter», sagt Repesa. Die Täter sind gut vorbereitet: Sie kundschaften ihre Bancomaten vor dem Angriff aus.
Warum werden Bancomaten nicht besser geschützt? Nicht jeder Bancomat ist gleich gut gegen Angriffe gewappnet: Bei den letzten Angriffen waren vornehmlich alte, anfälligere Bancomaten betroffen. Bei der Aufrüstung gebe es keine Einheitslösung, sagt Repesa. «Es geht darum, basierend auf einer Gefährdungsanalyse zu definieren, wie man die Bancomaten effizient sicherer macht.» Das bedeutet bei einigen eine Farbpatrone in der Geldschublade, bei anderen einen sichereren Standort.