Audrey Hepburns Hochzeit und die Schulreise der Primarklasse: Der Bürgenstock meisterte einst den Spagat zwischen Jetset und Tagesgästen. Doch diese Zeiten sind schon lange vorbei.
Diese Stars waren auf dem Bürgenstock
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Bild 1 von 4. Die Schauspielerin Audrey Hepburn zieht Mitte der 1950er-Jahre auf den Bürgenstock. Dort heiratet sie ihren Mann Mel Ferrer (rechts). Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 4. Auch die italienische Schauspielerin Sophia Loren wohnte auf dem Berg. Das Foto zeigt sie vor ihrem Haus im Jahr 1962. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 4. Royale Gäste in Nidwalden: Königin Ingrid von Dänemark (links) bei einem Besuch 1965. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 4. Konrad Adenauer, erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, zusammen mit Tochter Lotte. Bildquelle: Keystone.
Heute fühlen sich viele Einheimische nicht mehr wohl auf dem Berg über dem Vierwaldstättersee. Das zeigt eine Umfrage im Tal, auf der Strasse in Stansstad.
Früher waren Familien willkommen. Kinder konnten eine Glace essen.
Diese Kritik wird auch auf dem Berg wahrgenommen. Chris Franzen, seit Kurzem neuer Direktor des Resorts, gelobt Besserung: «Ich höre, was die Leute sagen. Wir arbeiten an Veränderungen, damit alle willkommen sind.» So sei etwa geplant, dass neben Sternerestaurants oder persischen Spezialitäten auch das einzige Restaurant mit Schweizer Küche wieder öffne.
Diese Beteuerungen hörte man bereits bei der Neueröffnung. Der Direktor von 2017, Bruno Schöpfer, sagte zu SRF: «Für mich war immer klar, dass der Tagesgast für das Bürgenstock-Resort eine grosse Rolle spielt.»
Schiff mit Geld aus der Steuerkasse finanziert
Der Rückhalt bei der lokalen Bevölkerung ist wichtig. Nicht zuletzt, weil mit diesem Argument Steuergelder in die Infrastruktur am Berg geflossen sind.
Knapp fünf Millionen Franken zahlten Nidwalden, Luzern und der Bund an eine extra für den Bürgenstock geschaffene Schiffsverbindung zwischen der Stadt Luzern und Kehrsiten (NW). Sie finanzierten je ein zinsloses Darlehen aus der Kasse der sogenannten Neuen Regionalpolitik (NRP).
Keine Spitalbetten für Rehagäste
Im Medizinbereich sind einheimische Gäste aktuell definitiv nicht willkommen. Im luxuriösen Waldhotel wären eigentlich zwölf Betten für Allgemeinversicherte aus Nidwalden reserviert: Das Resort steht denn auch auf der Nidwaldner Spitalliste, zum Beispiel für Rehabilitationen nach Operationen. Seit Juni 2023 gibt es dieses Angebot jedoch nicht mehr. Das machte eine Recherche von SRF Investigativ publik. Grund dafür sei der Fachkräftemangel, heisst es beim Resort.
«Ich bin mir bewusst, dass es diesen Leistungsauftrag gibt. Wir wollen ein verlässlicher Vertragspartner sein», sagt Chris Franzen. Die Nidwaldner Regierung musste die Gnadenfrist jedoch bereits verlängern: «Es laufen aktuell Gespräche, und diese sind auf gutem Weg», sagt Regierungsrat Othmar Filliger.
Hinzu kommen negative Schlagzeilen aus der Teppichetage: Der Chef der Muttergesellschaft des Resorts wurde kürzlich zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Er soll öffentliche Gelder veruntreut haben.
Ich wünsche mir, dass das Resort aus den Schlagzeilen kommt.
Der Fall hat keinen direkten Zusammenhang zum Bürgenstock. Er zeige aber stellvertretend, dass es aktuell an mehreren Orten harze, sagt Kantonsparlamentarier Alexander Huser (Grüne): «Ich wünsche mir, dass das Resort aus den Schlagzeilen kommt. Und dass es den Spagat zwischen Tradition und Moderne schafft, ein Ort wird für alle Nidwaldnerinnen und Nidwaldner.»
Verhilft die Konferenz zu neuem Schwung?
Auf die anstehende Ukraine-Konferenz blickt er mit grosser Zuversicht. Sie könnte dem angeschlagenen Image des Resorts helfen. Das hofft auch Direktor Franzen.
Frühere politische Konferenzen auf dem Bürgenstock
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Bild 1 von 3. Waffenstillstand im Sudan: 2002 einigten sich der Norden und der Süden Sudans auf dem Bürgenstock. Das Abkommen war die Basis für ein Friedensabkommen, welches den zweiten sudanesischen Bürgerkrieg nach 22 Jahren beendete. Bildquelle: Keystone/Guido Röösli.
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Bild 2 von 3. Gespräche zur Wiedervereinigung Zyperns: 2004 trafen sich griechische und türkische Vertreter unter der Leitung der UNO. Bildquelle: Keystone/Attila Kisbendek.
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Bild 3 von 3. 2021 sollte das World Economic Forum (WEF) von Klaus Schwab auf dem Bürgenstock stattfinden. Die Coronapandemie machte dem Standort jedoch einen Strich durch die Rechnung. Bildquelle: Keystone/Salvatore Di Nolfi.
Er könnte sich gut vorstellen, dass Schweizerinnen und Schweizer im Nachgang auf den Berg reisen, um sich den Ort der Konferenz anzuschauen. So wie auch heute noch Filmfans auf den Bürgenstock pilgern, um Fotos der Hochzeitskapelle von Audrey Hepburn zu schiessen.