Audrey Hepburns Hochzeit und die Schulreise der Primarklasse: Der Bürgenstock meisterte einst den Spagat zwischen Jetset und Tagesgästen. Doch diese Zeiten sind schon lange vorbei.
Heute fühlen sich viele Einheimische nicht mehr wohl auf dem Berg über dem Vierwaldstättersee. Das zeigt eine Umfrage im Tal, auf der Strasse in Stansstad.
Früher waren Familien willkommen. Kinder konnten eine Glace essen.
Diese Kritik wird auch auf dem Berg wahrgenommen. Chris Franzen, seit Kurzem neuer Direktor des Resorts, gelobt Besserung: «Ich höre, was die Leute sagen. Wir arbeiten an Veränderungen, damit alle willkommen sind.» So sei etwa geplant, dass neben Sternerestaurants oder persischen Spezialitäten auch das einzige Restaurant mit Schweizer Küche wieder öffne.
Diese Beteuerungen hörte man bereits bei der Neueröffnung. Der Direktor von 2017, Bruno Schöpfer, sagte zu SRF: «Für mich war immer klar, dass der Tagesgast für das Bürgenstock-Resort eine grosse Rolle spielt.»
Schiff mit Geld aus der Steuerkasse finanziert
Der Rückhalt bei der lokalen Bevölkerung ist wichtig. Nicht zuletzt, weil mit diesem Argument Steuergelder in die Infrastruktur am Berg geflossen sind.
Knapp fünf Millionen Franken zahlten Nidwalden, Luzern und der Bund an eine extra für den Bürgenstock geschaffene Schiffsverbindung zwischen der Stadt Luzern und Kehrsiten (NW). Sie finanzierten je ein zinsloses Darlehen aus der Kasse der sogenannten Neuen Regionalpolitik (NRP).
Keine Spitalbetten für Rehagäste
Im Medizinbereich sind einheimische Gäste aktuell definitiv nicht willkommen. Im luxuriösen Waldhotel wären eigentlich zwölf Betten für Allgemeinversicherte aus Nidwalden reserviert: Das Resort steht denn auch auf der Nidwaldner Spitalliste, zum Beispiel für Rehabilitationen nach Operationen. Seit Juni 2023 gibt es dieses Angebot jedoch nicht mehr. Das machte eine Recherche von SRF Investigativ publik. Grund dafür sei der Fachkräftemangel, heisst es beim Resort.
«Ich bin mir bewusst, dass es diesen Leistungsauftrag gibt. Wir wollen ein verlässlicher Vertragspartner sein», sagt Chris Franzen. Die Nidwaldner Regierung musste die Gnadenfrist jedoch bereits verlängern: «Es laufen aktuell Gespräche, und diese sind auf gutem Weg», sagt Regierungsrat Othmar Filliger.
Hinzu kommen negative Schlagzeilen aus der Teppichetage: Der Chef der Muttergesellschaft des Resorts wurde kürzlich zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Er soll öffentliche Gelder veruntreut haben.
Ich wünsche mir, dass das Resort aus den Schlagzeilen kommt.
Der Fall hat keinen direkten Zusammenhang zum Bürgenstock. Er zeige aber stellvertretend, dass es aktuell an mehreren Orten harze, sagt Kantonsparlamentarier Alexander Huser (Grüne): «Ich wünsche mir, dass das Resort aus den Schlagzeilen kommt. Und dass es den Spagat zwischen Tradition und Moderne schafft, ein Ort wird für alle Nidwaldnerinnen und Nidwaldner.»
Verhilft die Konferenz zu neuem Schwung?
Auf die anstehende Ukraine-Konferenz blickt er mit grosser Zuversicht. Sie könnte dem angeschlagenen Image des Resorts helfen. Das hofft auch Direktor Franzen.
Er könnte sich gut vorstellen, dass Schweizerinnen und Schweizer im Nachgang auf den Berg reisen, um sich den Ort der Konferenz anzuschauen. So wie auch heute noch Filmfans auf den Bürgenstock pilgern, um Fotos der Hochzeitskapelle von Audrey Hepburn zu schiessen.