«Hier sehen Sie unsere hausgemachte Foie gras», sagt Sébastien Losey, Patron einer grossen Metzgerei im Lausanner Stadtzentrum. Die Basis dafür – die Stopfleber – ist importiert. Genau solche Importe wollte Martin Haab, Zürcher SVP-Nationalrat und Bauer, verbieten.
Martin Haab brachte den Vorstoss im ersten Anlauf durch den Nationalrat. Der Ständerat schwächte den Vorstoss aber ab. In der kleinen Kammer war eine knappe Mehrheit der Ansicht, dass auch eine Deklarationspflicht mit Hinweis auf die Stopfmast reicht. Ein Verbot brauche es nicht.
Heute war erneut der Nationalrat dran und Bauer Haab trat weiter für sein Verbot ein: «Ich will aufs Ganze gehen. Denn die Deklarationspflicht ist etwa gleich wie viel wert, als wenn wir am Ende gar nichts haben.»
«Rote Linie wird überschritten»
Aber warum ist ihm diese Praktik, bei denen Gänse oder Enten durch ein Rohr in der Speiseröhre zwangsernährt werden, so wichtig?
Die Nutztierhalter würden in der Schweiz mit einem sehr hohen Standard gemessen, antwortet der SVP-Nationalrat. «Auf der anderen Seite schauen wir geflissentlich darüber hinweg, wenn wir solche Produkte importieren, die für mich in der Produktion ganz klar eine rote Linie überschreiten», sagt der Präsident des Zürcher Bauernverbands, der auf seinem Milchvieh-Betrieb Kühe, Kälber und Rinder hält.
Gereizte Stimmung im Ratssaal
Im Nationalrat löste er damit viel Ärger bei den Welschen aus. «Das ist wie, wenn wir den Deutschschweizern sagen würden, sie dürften keinen Fleischkäse mehr essen», findet die Freiburger Mitte-Nationalrätin Marie-France Roth Pasquier.
Und Ada Marra, SP-Nationalrätin aus der Waadt, wies Haab in der Debatte darauf hin, dass die Romands auch nicht den Deutschschweizern sagen würden, wann sie Apfelmus essen dürften.
Marra hat hingegen für die Initiative gegen Massentierhaltung gestimmt. Aber bei der Foie gras hört der Tierschutz auf – genau wie bei SP-Nationalrat Roger Nordmann: «Ich kann die Zucht- und Tierschutzargumente verstehen. Aber ich finde, dass diese Ausnahme noch Platz hat.»
Deutliche Botschaft aus der Romandie
Einzig die Grünen Nationalratsmitglieder aus der Romandie unterstützten das Foie gras-Importverbot. Von allen anderen westlich des Röstigrabens war die Botschaft überdeutlich: Finger weg von unserer Esskultur.
Mir war nicht bewusst, wie die tief die Stopfleber in die DNA des Welschen greift.
Diese Opposition aus der Romandie hat gewirkt: Der Nationalrat schwenkte um. Eine Mehrheit entschied sich für die schwächere Version, also eine Deklarationspflicht – mit 102 gegen 78 Stimmen. Dafür hatte sich auch der Bundesrat ausgesprochen.
Was bleibt bei Martin Haab von der Debatte? «Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich die Emotionalität zu diesem Thema total unterschätzt habe. Mir war nicht bewusst, wie tief die Stopfleber in die DNA des Welschen greift.»
Kommt die Volksinitiative?
Aber das Thema Foie gras ist noch nicht vom Tisch. Tierschutzorganisationen sammeln derzeit Unterschriften für eine Volksinitiative, die Stopfleber verbieten soll.
Zurück zu Metzger Losey in Lausanne: Was würde denn passieren, wenn der Import von Stopfleber doch noch verboten würde? «Dann gehen die Westschweizer die Foie gras einfach direkt in Frankreich einkaufen», sagt er.