Was ist LSD? Der Schweizer Chemiker Albert Hofmann suchte 1943 in seinem Labor nach einem Mittel zur Kreislaufstabilisierung. Er kreierte mit einer Säure, die er aus dem Pilz Mutterkorn gewonnen hat, Lysergsäurediethylamid – kurz: LSD. Hofmann kommt aber nicht recht weiter. Am 16. April muss er unbewusst etwas LSD über seine Fingerspitzen zu sich genommen haben – und plötzlich stellt er eine Bewusstseinsänderung fest. Hofmann berichtete später: «Was immer ich mir vorstellte, war bildhaft vor mir, tief beglückend.» Als er das Experiment am 19. April wiederholte, passierte Schreckliches: Er nahm eine zu hohe Dosis ein und erlebte einen Horrortrip, bei dem seine Nachbarin ihm als bösartige Hexe erschien und Möbelstücke bedrohliche Formen annahmen.
Wurde das Präparat danach weiterentwickelt? Hofmann ist vom Potenzial seiner Entdeckung überzeugt – bei richtiger Dosierung. Sein Arbeitgeber Sandoz macht daraus ein Medikament, das in der Psychotherapie, bei Alkoholsucht und als Stimmungsaufheller bei Schwerkranken zum Einsatz kommt. Doch dann beginnt der Freizeitkonsum. Halluzinogene machen zwar – anders als Heroin oder Kokain – nicht abhängig und sind körperlich unbedenklich, wie Felix Müller sagt, der Leiter des klinischen Forschungsbereichs für substanzgestützte Therapie an der Universität Basel. Nach vielen Schlagzeilen über Gewaltexzesse im LSD-Rausch wird der Konsum dennoch verboten, die Forschung schläft ein.
Wie wird LSD heute in der Forschung genutzt? Letzte Woche haben Forscher aus Basel und das beteiligte US-Unternehmen MindMed eine Studie über den Einsatz von LSD bei Depressionen vorgestellt. Zwei moderate bis hohe Dosen könnten die Symptome bei mittel- bis schwergradiger Depression signifikant mindern, berichtet Felix Müller von der Universität Basel. Daten über eine längere Wirksamkeit lagen nicht vor. Die Studie ist noch nicht von unabhängigen Fachleuten geprüft und in einer Fachzeitschrift veröffentlicht worden. Müller hatte 2022 bereits gezeigt, dass zwei Dosen LSD Ängste anhaltend lindern können.
Was ist der Unterschied zu herkömmlichen Medikamenten? Bei psychischen Krankheiten hätten Halluzinogene Vorteile gegenüber herkömmlichen Medikamenten, sagt Müller der Deutschen Presse-Agentur: «Psychopharmaka behandeln eher Symptome. Sie müssen jeden Tag eingenommen werden und wenn man sie absetzt, ist die Krankheit oft wieder da. Halluzinogene wirken eher wie eine Psychotherapie.»
Nach der Einnahme von LSD berichteten die meisten Menschen von einer schärferen Wahrnehmung in der Aussenwelt und im Inneren, also auch bei Gefühlen. Für viele Patienten sei die Behandlung aber auch anstrengend. «Es ist oft so, dass man sich mit schwierigen Teilen der eigenen Psyche auseinandersetzen muss, dass etwa Ängste auftauchen.»