Leere Sitze, Abteile, Gondeln: Die Pandemie trifft den öffentlichen Verkehr hart. Das Parlament hat daher letztes Jahr ein 900 Millionen Franken schweres Hilfspaket für den regionalen Personenverkehr, den Güterverkehr oder auch touristische Angebote geschnürt.
«Erhebliche Ertragsausfälle»
Doch das könnte nicht ausreichen, findet der Präsident der ständerätlichen Verkehrskommission. «Die Verkehrskommission macht sich auch im zweiten Jahr von Covid-19 Sorgen um die Finanzierung des öffentlichen Verkehrs», sagt Stefan Engler («Die Mitte»). «Wir müssen davon ausgehen, dass die Ertragseinbrüche anhalten werden.»
Das gelte für den regionalen Personenverkehr, den Güter- oder auch Ortsverkehr – aber nicht nur. «Zusätzlich hat die Kommission auch den Fernverkehr auf die Agenda genommen, weil auch hier im letzten Jahr erhebliche Ertragsausfälle verzeichnet wurden», so Engler weiter.
Neu könnte es damit auch Nothilfe für den Fernverkehr geben, also für die schnellen Bahnlinien von Zentrum zu Zentrum. Es wäre eine Kehrtwende, lehnte das Parlament dies doch im letzten Herbst noch ab. Denn der Fernverkehr kommt ohne Subventionen aus, er ist eigenwirtschaftlich und schreibt sogar Gewinne.
SBB-Vertreter äussern sich
Im Pandemiejahr 2020 jedoch fuhr die Fernverkehrssparte der SBB gemäss Geschäftsbericht 627 Millionen Franken Defizit ein. Und bis heute fahren in den schnellen Zügen nur rund halb so viele Passagiere wie vor der Pandemie. Ständerat Engler stellt fest: «Da stellt sich rasch die Frage, ob die SBB das ein zweites Jahr verkraften kann? Wir glauben eher nein.»
Die SBB schreibt auf Anfrage, sie gehe weiterhin davon aus, dass sie die Einnahmeausfälle beim eigenwirtschaftlichen Fernverkehr selber tragen müsse. Äussern werden sich SBB-Vertreter heute Montag auch vor der Verkehrskommission des Nationalrats, wie Kommissionspräsident Michael Töngi von den Grünen erklärt: «Dann werden wir ganz sicher auch die finanzielle Situation im Fernverkehr ansprechen, ihn je nach Antworten berücksichtigen und schauen, dass wir ihn unterstützen können.»
Wie teuer das würde, ist noch unklar. Und zustimmen müssten nicht nur Verkehrspolitikerinnen und -politiker, sondern das ganze Parlament.