Weniger Pflanzenschutzmittel oder Pestizide einsetzen und damit das Trinkwasser schützen – das klingt sinnvoll. Und doch wehrt sich der oberste Bauer, Verbandspräsident Markus Ritter, gegen zwei Initiativen, die genau das wollen.
Die Trinkwasser- und die Pestizid-Initiative werden in der kommenden Session in Bern behandelt. Ritter selbst ist Bio-Bauer, verwendet also keine chemischen Pflanzenschutzmittel. Ganz ohne komme die Schweiz trotzdem nicht aus, sagt er im Interview.
SRF News: Hand aufs Herz, Herr Ritter. Sind Pflanzenschutzmittel gut oder schlecht?
Markus Ritter: Im Moment sind wir sicher darauf angewiesen. Im biologischen Landbau gibt es natürliche Mittel, dann gibt es synthetische Mittel. Um die Ernte zu schützen und Qualität zu produzieren, sind wir momentan auf diese angewiesen.
In der Bevölkerung gibt es viel Abneigung gegenüber der vielen Chemie in der Landwirtschaft. Werden Sie im anstehenden Abstimmungskampf dagegen ankämpfen müssen?
Ich glaube nicht. Wichtig ist, dass wir aufzeigen, welche Funktion die Pflanzenschutzmittel haben und dass wir so wenig wie möglich verwenden. Dass wir den Aktionsplan des Bundesrates auch umsetzen wollen und diese Mittel in den nächsten Jahren weniger und gezielter einsetzen werden.
Dieser Aktionsplan ist sehr unverbindlich formuliert – es sind keine Sanktionen oder andere Druckmittel vorgesehen. Weshalb also soll Ihnen die Stimmbevölkerung im Abstimmungskampf glauben, dass sich die Bauern um eine Lösung des Problems bemühen?
Die beiden Initiativen sind sehr extrem formuliert. Sie sind wirtschaftsfeindlich, tausende Arbeitsplätze würden vernichtet und die Lebensmittelpreise um 20 bis 40 Prozent steigen. Wir sind überzeugt, dass die Bevölkerung nicht bereit ist, diesen Weg zu gehen. Der Aktionsplan ist die sinnvolle Antwort des Bundesrates.
Trotzdem: Das Grundwasser ist voller Pestizid-Rückstände. In der Nähe von intensiv genutzten Landwirtschaftsflächen sind die Werte bei 70 Prozent der Messstellen über dem zulässigen Bereich. Das ist doch ein Problem?
Es ist richtig, dass wir hier einen Handlungsbedarf haben. Wichtig ist, dass die Landwirtschaft mitzieht und wir auch bereit sind, diese Massnahmen umzusetzen. So könnten wir das Unkraut beispielsweise auch mechanisch ohne Chemie bekämpfen, Schädlingen Nützlinge entgegensetzen oder wir experimentieren mit resistenten Sorten. Die Landwirtschaft ist bereit, ihren Beitrag zu leisten.
Aktuell werden jährlich über 2000 Tonnen Pflanzenschutzmittel versprüht. Auch Sie sagen, das ist zu viel. Weshalb wird es trotzdem getan?
Erstens erwartet der Konsument bei den Lebensmitteln eine gewisse Qualität. Sie müssen einwandfrei aussehen. Und das wäre ohne Pflanzenschutzmittel nicht möglich. Dann konnten wir in den letzten Jahren die synthetischen Pflanzenschutzmittel reduzieren. In zehn Jahren ging der Einsatz um 27 Prozent zurück, bei den Unkrautvernichtern um 25 Prozent. Zugenommen haben dagegen die biologischen Methoden. Wir sind auf dem richtigen Weg, müssen aber weiter reduzieren.
Das Gespräch führte Eveline Kobler.