Die Temperaturen fallen – und schon steigen die Corona-Infektionszahlen wieder an. Die Vorbereitungen auf die Winterwelle laufen, auch in den Altersheimen, wie Anna Jörger vom Pflegeverband Curaviva ausführt.
SRF News: Ist Corona in den Alters- und Pflegeheimen überhaupt noch ein Thema?
Anna Jörger: In den vergangenen Monaten ist mit der Abflachung der Infektionskurve wieder Normalität in die Alters- und Pflegeheime eingekehrt. Doch wir alle wussten, dass die Infektionszahlen ab Herbst wieder steigen würden. Jetzt hoffen wir, dass es im Hinblick auf die Covidsituation einen guten Herbst und Winter gibt.
Die Infektionszahlen steigen wieder stark an, der Bund meldete eine Verdoppelung innert Wochenfrist. Sind Sie besorgt?
Die Zahlen in den Alters- und Pflegeheimen sind derzeit gut und bereiten uns keine grösseren Sorgen. Die Ausgangslage ist aber auch eine völlig andere als vor einem Jahr.
Dank der Impfung verlaufen die meisten Infektionen milde.
Mit der Impfung und den Boostern haben wir jetzt ein ganz anderes Instrument, um der Covidsituation zu begegnen. Dank ihnen verlaufen die Infektionen in den meisten Fällen milde.
Wie bereiten Sie sich in den Institutionen auf die Winterzeit mit mehr Infektionen vor?
Neben der Impfung als Hauptinstrument gegen die Pandemie haben die Alters- und Pflegeheime inzwischen viel Erfahrung mit Covid und den Schutzkonzepten. Entsprechend sind sie für die zu erwartende Infektionswelle gerüstet.
Welche Schutzmassnahmen könnten konkret ergriffen werden?
Neben den üblichen Vorkehrungen im Hygiene- und Reinigungsbereich – es gibt ja auch andere Infektionen wie die Grippe oder das Norovirus – könnte in bestimmten Situationen auch wieder die Maskenpflicht kommen. Auch könnten wieder Regeln für Besucher eingeführt werden.
Die Besuche sollen nur in Notsituationen eingeschränkt werden.
Das alles ist aber abhängig von der epidemiologischen Situation und Entwicklung. Nur in Notsituationen soll der Besuch der Bewohnerinnen und Bewohner allenfalls eingeschränkt werden. Wir hoffen aber, dass das nicht nötig sein wird.
Auch die Pflegerinnen und Pfleger kriegen Corona – könnte dies auch diesen Winter zu Pflegeengpässen führen?
Der Personalmangel beschäftigt uns grundsätzlich stark. Und mit den im Winter wieder verstärkt zirkulierenden Viren wird es sicher auch zu Ausfällen bei den Pflegerinnen und Pflegern kommen.
Die Pflege bleibt immer ausgewiesenen Fachpersonen vorbehalten.
In den letzten Jahren konnten die Betriebe oftmals auf freiwillige oder ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückgreifen – etwa für Spaziergänge oder Fahrdienste, was das Personal entlastet. Die Pflege dagegen bleibt ausgewiesenen Fachpersonen vorbehalten.
Wie bereiten sich die Institutionen auf mögliche Personalengpässe vor?
Da sind die Alters- und Pflegeheime sowie die Kantone gefordert. Entsprechend gibt es auch verschiedene Lösungsansätze. So haben etwa Personalpools in der Vergangenheit eine gewisse Entlastung im Pflegebereich ermöglicht. Klar ist: Die Kantone sind zusammen mit den Leistungserbringern in der Pflicht, die Personalengpässe anzugehen und Lösungen zu finden.
Das Gespräch führte Martina Koch.