Die Schutzmaske ist auch mehr als anderthalb Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie immer noch ein sehr umstrittenes Stück Stoff. Grundsätzlich ist der Fall in den Alters- und Pflegezentren klar: Für das Personal gilt eine Maskenpflicht.
Dass diese nicht immer und überall eingehalten wird, muss aber nicht unbedingt mit Nachlässigkeit zu tun haben, wie Theres Meierhofer vom Heimverband Curaviva des Kantons Obwalden sagt. Denn manche Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegezentren störten sich an den Masken beim Personal. Menschen mit Beeinträchtigungen bräuchten Kontakt und Gespräche – die Mimik sei dabei ein wichtiges Kommunikationsmittel. «Dabei ist die Maske – und das ist einfach ein Fakt – ein Hindernis.»
Wir schauen der polizeilichen Untersuchung gelassen entgegen.
Die Kommunikation mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sei eben einfacher ohne Maske, sagt auch Daniel Kiefer. Er ist Leiter des betroffenen Altersheims in Giswil (OW).
Er verteidigt die Praxis, dass das Personal die Maske nicht ständig getragen habe – schliesslich habe man zuvor während der ganzen Pandemie keinen Corona-Ausbruch im Heim gehabt. «Wir schauen der polizeilichen Untersuchung gelassen entgegen», so Kiefer.
Diskussion um Lockerung der Maskenpflicht
Kiefer sagt, man sei davon ausgegangen, dass das Obwaldner Gesundheitsamt bezüglich der Maskenpflicht bei der Pflege einen Spielraum eingeräumt habe.
Doch die zuständige Obwaldner Regierungsrätin Maya Büchi sagt, der Kanton habe keine Lockerung erlaubt. Bisher sei es in diesem Zusammenhang nicht zu Auffälligkeiten gekommen. «Wir hatten keine Hinweise, dass die Vorgaben nicht eingehalten wurden.»
Ein Dilemma für die Pflegenden
Der Fall von Giswil zeigt eine grundsätzliche Problematik auf: Die Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegezentren gehören zu den verletzlichsten Personen überhaupt. Sie müssen entsprechend geschützt werden, wollen aber auch nicht völlig isoliert sein.
Wenn das Personal konsequent eine Maske trägt, ist der Schutz besser, aber die Kommunikation leidet. Die Heimleiterinnen und -leiter seien sich bewusst, dass sie sich in einem Spannungsfeld bewegten, sagt Theres Meierhofer von Curaviva Obwalden. «Man kann sehr reflektiert und flexibel mit den Masken umgehen», betont sie. Genau das sollten die Schutzkonzepte schliesslich gewährleisten.
Eine Zeitlang glaubte man, dank der Impfung könne man lockerer mit der Maskenpflicht umgehen. Doch jüngst gab es vermehrt Meldungen zu Impfdurchbrüchen. Diese Gefahr macht die aktuelle Situation für die Alters- und Pflegezentren noch schwieriger als sie sowieso schon ist.