Es war ein kurzes Warten auf die Resultate und ein sehr klarer Ausgang der Ersatzwahl. Bereits vor 13 Uhr war klar: Fabienne Fischer komplettiert ab Ende April den Genfer Staatsrat.
Es war eine historische Wahl. Nicht wegen der Gewinnerin, sondern wegen ihres stärksten Kontrahenten: Pierre Maudet. Dieser erzielte über 30 Prozent der Stimmen, wurde von Fischer aber klar auf Abstand gehalten.
Es wäre eine grosse Überraschung gewesen, wenn Pierre Maudet die Wahl gewonnen hätte. Nicht in erster Linie wegen seiner Vorgeschichte, sondern weil links der Mitte Fabienne Fischer die einzige Kandidatin war – wohingegen Maudet das Feld mit dem SVP-Nationalrat Yves Nidegger und der Präsidentin der Genfer CVP, Delphine Bachmann, teilen musste. Rein mathematisch gesehen haben diese beiden Kontrahenten einen Sieg Maudets fast verunmöglicht.
Abschied – aber für immer?
Ohne Partei und ohne politisches Amt wird Pierre Maudet nun zwangsläufig über seine Zukunft nachdenken müssen. Das werde er tun, abseits vom Rampenlicht, bestätigte er gegenüber den Medien. Möglich, dass er sich für die Gesamterneuerungswahlen 2023 in Position bringen wird. Denn die Politik sei und bleibe seine Berufung.
Eines bleibt aber unbestritten: Pierre Maudet geniesst weiterhin das Vertrauen eines beachtlichen Teils der Genfer Bevölkerung; jede dritte Stimme ging an ihn, und er wurde sogar vom Genfer Wirtschaftsverband offiziell unterstützt.
Ausserdem war seine Kampagne beeindruckend. Maudet gelang es, sich als Anti-Establishment darzustellen, obwohl er die letzten neun Jahre selber Mitglied der Genfer Regierung war. Zudem schaffte er es, mit seinen Auftritten in den sozialen Medien und mit seinem Beratungsdienst die Bevölkerung direkt anzusprechen. Ein wahres Polit-Schwergewicht.
Hoffen auf politische Ruhe
Der Staatsrat und viele Genferinnen und Genfer hoffen nun, dass mit dem Abschied von Pierre Maudet Ruhe einkehrt in der Regierung. Die letzten Jahre waren nervenaufreibend, oft hatte man das Gefühl, die Regierung sei in erster Linie mit sich selbst und ihren internen Querelen beschäftigt. Die etlichen Reorganisationen der Departemente haben dabei sicher nicht geholfen.
Ab dem 29. April beginnt auch aus einem anderen Grund eine neue Ära in der Genfer Regierung: Der Kanton Genf wird nun von einer links-grünen Mehrheit regiert, wie zuletzt vor mehr als zehn Jahren.