- Der Start eines Pilotversuchs Anfang September musste wegen Pestizidspuren verschoben werden.
- Die Behörden wollen nun Bio-Hanf aus Kanada importieren.
- Die Schweizer Landwirtschaft geht somit vorerst leer aus.
Seit ein paar Wochen sollte er laufen: Der Pilotversuch in Basel, bei welchem legal Hanf gekauft und gekifft werden kann. Der Versuch wird wissenschaftlich begleitet. Doch weil das für den Versuch vorgesehene Bio-Hanf zu viele Pestizide intus hatte, wurde Anfang September der Start des Pilotversuchs verschoben. Die Verantwortlichen wollen dennoch vorwärtsmachen – und Hanf aus Übersee beziehen.
Anne Tschudin vom Gesundheitsdepartement Basel-Stadt bestätigt Recherchen von «Schweiz aktuell»: «Wir beabsichtigen, das Cannabis aus Übersee zu importieren. Aufgrund der Vorgabe der Bioproduktion ist es in europäischen Ländern nicht möglich, innerhalb kurzer Zeit neue Produkte zu erhalten.»
Möglichkeiten, Hanf aus dem nahen Ausland zu importieren, wurden geklärt. Im Fokus stand laut dem Gesundheitsdepartement Deutschland. Weil aber keine Lösung gefunden wurde, weichen die Basler auf Importe aus Kanada aus. «Kanada hat einzelne Anbieter, die legal Biohanfprodukte vertreiben.»
Nun liegt der Ball beim Bundesamt für Gesundheit BAG, welches die Bewilligung für den Pilotversuch erteilt und auch den Import genehmigen muss. Abklärungen laufen. «Ob ein allfälliger Import bewilligungsfähig ist, können wir bei Vorliegen eines entsprechenden Gesuchs beziehungsweise nach dessen Prüfung feststellen», teilt das Bundesamt mit.
Produzenten sprechen von einer «verpassten Chance»
Hanf aus Kanada zu importieren – Stefan Strasser, selber Produzent von biologischem Hanf, findet das «irritierend». «Es ist problemlos möglich, Hanf ohne Pestizidrückstände zu produzieren.» Dank Gewächshäusern könne auch im Winter ausgesät werden; die Ernte der Blüten wäre im zeitigen Frühjahr. Stefan Strasser von Swissextract spricht denn auch von einer verpassten Chance für die Schweizer Landwirtschaft und einem falschen Signal.
Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber (Grüne) aus Zürich engagiert sich schon länger für eine liberale Drogenpolitik und hat im Nationalrat angestossen, für die Versuche Hanf aus biologischer Produktion den Vorzug zu geben. Sie findet den Import aus ökologischen Gründen «absurd». Ihre Forderung: Für den Bio-Hanf aus der Schweiz soll eine Übergangsfrist und somit eine gewisse Toleranz gegenüber Pestizidrückständen gelten. «Dieser Hanf ist sicher besser als solcher, welcher illegal und unkontrolliert produziert wird.»
Die Behörden wollen jedoch an den Bio-Richtlinien festhalten. Sie betonen jedoch, dass es beim Import bei einer Ausnahme bleiben soll.
Derweil wächst im Gewächshaus von Swissextract Salat statt Hanf. Die Produzenten hoffen, bald eine Bewilligung für den Anbau zu erhalten. Schliesslich wollen nächstes Jahr gleich mehrere Städte und Kantone mit Versuchen beginnen. Wann der Versuch in Basel-Stadt beginnt, ist trotz Import-Hanf aus Kanada unklar.