Ab Herbst können 400 ausgewählte Personen in Basel in der Apotheke legal Haschisch oder Hanfblüten kaufen - und das zu den üblichen Preisen auf dem Schwarzmarkt. Mit diesem Testbetrieb wollen die Gesundheitsbehörden, die Universität Basel und die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel herausfinden, ob und wie sich der Konsum der Versuchsteilnehmenden verändert, wenn sie die Droge legal erwerben dürfen.
Wir wollen herausfinden, ob die Leute in einem legalen Umfeld auch zu schwächer dosierten Hanfpflanzen greifen.
Die Probanden können aus vier verschiedenen THC-haltigen Hanfpflanzen auswählen. THC-haltige Pflanzen sind psychowirksam, können also einen Rausch auslösen. Ganz im Gegensatz zu den CBD-haltigen Hanfprodukten, die keinen solchen Effekt haben und daher seit 2016 auch legal verkauft werden dürfen. Für den Basler Versuch mit THC-haltigen Pflanzen brauchte es deshalb eine Sondergenehmigung des Bundes, die seit vergangenem Herbst vorliegt.
In Basel werden für den Versuch vier verschiedene THC-haltige Produkte verkauft. Eines ist relativ stark THC-haltig, vergleichbar mit jenen, die illegal auf der Gasse zirkulieren. Die andern sind schwächer dosiert. «Uns geht es auch darum herauszufinden, ob die Probandinnen und Probanden in einem legalen Umfeld zu schwächer dosierten Pflanzen greifen», sagt Lavinia Flückiger, Co-Leiterin der Studie. Der medizinische Aspekt steht bei diesem Versuch also klar nicht im Vordergrund.
Hanf aus dem Aargau
Den Zuschlag für die Lieferung der Hanfpflanzen hat die Firma Pure Holding im aargauischen Zeiningen. Dort züchtet sie die unterschiedlichen Hanfsorten in grossen Gewächshäusern. «Wir haben Hunderte von Pflanzen aus der ganzen Welt untersucht, um genau jene für den Basler Versuch liefern zu können, die es braucht», sagt Lino Cereghetti, Geschäftsleitungsmitglied bei der Pure Holding.
Der Vertrag mit dem Kanton Basel-Stadt sieht die Lieferung von 100 Kilo Hanfblüten für den Basler Versuch vor. Cereghetti ist quasi der Dealer von Basel-Stadt geworden – ein Vergleich, der ihm freilich nicht so gefällt. «Ich bin eher der Vertreter jener Firma, die wissenschaftliche Versuche mit Studien-Cannabis beliefern darf.»
Bis jetzt kein grosses Geschäft
Der Hanfanbau in Zeiningen könnte auch Cannabis-Fans oder Kriminelle anziehen. Daher gibt es rund um und in der Anlage grosse Sicherheitsvorkehrungen, um den Eintritt von unerwünschten Besuchern zu verhindern.
Die Pure Holding erforscht seit 2019 THC-haltige Hanfpflanzen. Bis jetzt sei der wirtschaftliche Erfolg mit den THC-haltigen Pflanzen eher bescheiden gewesen, sagt Lino Cereghetti, weil deren legaler Einsatz weitgehend verboten ist. «Wir haben jedes Jahr mehrere hundert Kilo Hanfpflanzen entsorgt».
Die Pure Holding hat an ihrer Forschung trotzdem festgehalten, da sie überzeugt ist, dass THC-haltige Hanfprodukte gerade im medizinischen Bereich verträglich sein können. Mit dem Basler Versuch könnte die Nachfrage nach ihrem THC-haltigen Hanf steigen. Denn auch andere Kantone möchten eigene Tests in der Bevölkerung durchführen.