Es ist eine Durchschnittszahl: Die gewählten Nationalrätinnen und Nationalräte gaben für die Eidgenössischen Wahlen 2023 51'600 Franken aus – für Werbung online, in Zeitungen, auf Plakaten oder für andere Aktionen. Dieser Durchschnittswert, errechnet von den Forscherinnen und Forschern der Selects-Wahlstudie der Universität Lausanne, war vor vier Jahren ähnlich hoch.
Über längere Frist betrachtet sind die Ausgaben je gewähltem Kandidierenden aber gestiegen: 2011 betrugen die durchschnittlichen Ausgaben pro errungenem Nationalratssitz erst 38'000 Franken.
Ungebundene Wählende sind hart umworben
Der Anstieg ist nicht verwunderlich. Denn der «Wählermarkt» ist in den letzten Jahren immer umkämpfter geworden, da sich immer weniger Menschen unverrückbar mit einer bestimmten Partei identifizieren.
Diese eher ungebundenen Wählenden entscheiden kurzfristig, welche Kandidierende auf welchen Listen sie wählen. Und genau diese kurzfristigen Entscheide wollen die Parteien und Kandidierenden mit der Wahlwerbung beeinflussen.
SVP gibt am meisten Geld aus
Schlüsselt man diese Durchschnittszahl auf, zeigen sich aber deutliche Unterschiede. Einmal nach Partei: Die wählerstärkste Partei, die SVP, ist auch jene, deren Kandidierende, ob am Ende gewählt oder nicht, am meisten Geld ausgegeben haben, nämlich gut 12'000 Franken pro Kopf.
Dicht dahinter folgt die weit kleinere FDP mit knapp 11'000 Franken Ausgaben pro Kandidierendem. Gross ist der Abstand zur drittplatzierten Mitte-Partei, die bei den letzten Wahlen schweizweit fast gleichviel Stimmen erreicht hat wie die FDP. Ihre Kandidierenden gaben weniger als die Hälfte aus als die FDP-Konkurrenz. SP, Grüne und Grünliberale folgen dahinter mit etwas tieferen Werten.
Weniger Geld für Kandidatinnen – noch
Schliesslich gibt es bei den Kandidierenden auch einen Gender-Gap: Kandidaten gaben durchschnittlich rund 1600 Franken mehr aus als Kandidatinnen. Dieser Unterschied ist allerdings in den vergangenen Jahren kleiner geworden und das aus einem naheliegenden Grund: Da Frauen ihre Präsenz im Nationalrat ausbauen konnten, traten auch mehr Frauen als Bisherige an – und wer schon einen Nationalratssitz hat, wirft im Wahlkampf mehr Geld auf, um ihn auch zu behalten.
Diese Zahlen über die Ausgaben der Kandidierenden beruhen auf deren freiwilligen Angaben. Was die Wahlfinanzen anbelangt, gab es vor den letzten Wahlen im Oktober 2023 zwar zum ersten Mal eine teilweise Offenlegung. Die Rangliste der gesamten Wahlausgaben führte dabei die FDP an mit knapp 13 Millionen, gefolgt von der SVP mit gut 11 Millionen Franken.
Allerdings: Die einzelnen Kandidierenden müssen ihr Budget nur dann offenlegen, wenn sie mehr als 50'000 Franken in ihren Wahlkampf investieren. Trotz der neuen Transparenz bei der Wahlkampffinanzierung bleibt man also bei einem Teil der Wahlkampfausgaben nach wie vor auf Schätzungen und die Ehrlichkeit der Befragten angewiesen.