Für die SVP ist der 17. Mai der grosse Tag, wenn über die Initiative gegen die Personenfreizügigkeit abgestimmt wird – falls denn überhaupt abgestimmt wird. Für SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi ist es aber noch nicht der Zeitpunkt, um bereits jetzt über Durchführung oder Verschiebung zu entscheiden.
Es hänge davon ab, wie sich die Corona-Krise entwickelt, so Aeschi: «Wenn es zu noch mehr Einschränkungen im täglichen Leben kommt, wird es schwierig, dass sich die politische Meinung vor diesem Abstimmungstermin herausbilden kann.» Er hat vor allem Bedenken, sollten keine Podiumsdiskussionen stattfinden können.
Es ist absolut möglich, eine Kampagne zu machen.
Sein Kontrahent auf der linken Seite, SP-Fraktionschef Roger Nordmann, sieht hier allerdings kein Problem: «Heute ist die Meinungsbildung vielfältig.» Man könne auch virtuelle Anlässe machen. «Vielleicht können die Medien mehr Debatten darüber führen. Es ist absolut möglich, eine Kampagne zu machen. Die Leute haben jetzt sogar mehr Zeit, sich mit der Materie zu befassen.»
Nordmann und auch Grünen-Fraktionschef Balthasar Glättli sind offener für eine Abstimmung am 17. Mai. Mindestens so wichtig ist aber auch die Frage, wann das Parlament die Arbeit wieder aufnehmen kann. Das Parlament müsse so rasch wie möglich wieder arbeiten können, sagt Aeschi. «Die Parlamentsdienste sind daran, einen Ort zu finden, an dem die Abstände eingehalten werden können – und jeder im Saal elektronisch abstimmen kann.»
Auch Glättli findet es wichtig, dass das Parlament so rasch wie möglich wieder zusammenkommen kann, nur schon zur Bewältigung der Corona-Krise: «Der Bundesrat selbst hat gesagt, dass er Vorschläge machen wird, damit auch KMU und selbständig Erwerbende in dieser schwierigen Situation unterstützt werden können. Dazu braucht es Gesetze, und um diese zu verabschieden, braucht es ein Parlament, das tagt.»
Nordmann ergänzt: «Wir wollen nicht zu einer Diktatur werden, das Parlament ist der Kern der Demokratie.» Vielleicht werde es in ein paar Wochen in einer grossen Messehalle zusammenkommen. «Aber es ist wichtig, für den Zusammenhalt des Landes und die Legitimation des Bundesrats, dass das Parlament tagen kann.» Die Corona-Krise soll neben dem Alltags- und dem Berufsleben vieler nicht auch noch die Politik lahmlegen.