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Taser kommen in der Schweiz immer häufiger zum Einsatz
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 17.10.2024. Bild: KEYSTONE/DPA/Rainer Jensen
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Polizeiwaffen Aargauer Kantonspolizei rüstet alle Patrouillen mit Tasern aus

Die Elektroschockgeräte waren lange umstritten. Schweizweit kommen sie jedoch immer häufiger zum Einsatz.

Die Kantonspolizei Aargau will 430 Taser beschaffen. Kosten: zwei Millionen Franken. Künftig sollen neu alle Polizistinnen und Polizisten an der Front mit einem Elektroschockgerät unterwegs sein. Auch die Angehörigen der Regionalpolizeien werden mit Tasern ausgestattet.

Bisher war dieses Gerät nur bei der Sondereinheit Argus im Einsatz. Noch im vergangenen Jahr lehnte die Aargauer Regierung es ab, den Einsatz von Tasern auf die Polizeikorps auszuweiten. Jetzt kommt es zur Kehrtwende.

Wir treffen bei Einsätzen immer öfters auf unberechenbare Menschen.
Autor: Bernhard Graser Mediensprecher Kantonspolizei Aargau

Die Einsätze auf der Strasse seien zunehmend gefährlich, betont Bernhard Graser, Mediensprecher der Aargauer Kantonspolizei. «Wir treffen bei den Einsätzen immer häufiger auf unberechenbare Menschen, die teils unter Drogeneinfluss stehen.»

Immer wieder werden Polizistinnen und Polizisten dabei mit Messern oder anderen Waffen bedroht. «Wir stehen dann vor der Entscheidung, ob wir die Dienstwaffe einsetzen oder nicht. Mit einem Taser kann man solche Situationen entschärfen», erklärt Graser.

Taser-Einsätze sind umstritten

Als das Elektroschockgerät vor rund 15 Jahren in der Schweiz zum ersten Mal Thema war, stiess das neuartige Gerät aus den USA in den eidgenössischen Räten auf Skepsis. «Lassen sie uns auf solche Cowboy-Spiele verzichten», mahnte die damalige SP-Nationalrätin Ada Marra.

So funktioniert ein Taser

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Ein Taser ist ähnlich wie eine Pistole aufgebaut. Nur schiessen statt Kugeln zwei nadelförmige Projektile aus der Waffe, die meist über Drähte mit dem Taser verbunden sind. Ein Projektil schiesst dabei geradeaus, das andere in einem leichten Winkel nach unten, damit die zwei Nadeln an unterschiedlichen Stellen im Körper andocken.

Sobald die Nadeln den Körper der Zielperson treffen, übertragen sie einen elektrischen Impuls. Die getroffene Person ist durch den Stromstoss normalerweise komplett handlungsunfähig und nicht mehr in der Lage, die Muskeln zu steuern. Je nach Modell hat der Taser eine Reichweite von rund 7 Metern. Im Schnitt gibt ein Taser etwa 50'000 Volt ab.

Sie betonte, dass solche Geräte nicht einmal bei Tieren zum Einsatz kommen. «Wieso sollten wir Taser dann bei Menschen einsetzen?» Kritische Stimmen befürchteten schwere Verletzungen und Schäden durch die Elektroschocks.

Nahaufnahme eines Tasers, aus dem gerade zwei Projektile schiessen.
Legende: Zwei Projektile schiessen aus dem Taser. Über dünne Drähte sind sie mit dem Gerät verbunden. Keystone

Die Befürchtungen haben sich jedoch nicht bestätigt: Gemäss Polizeistatistik kam es in der Schweiz in den letzten zehn Jahren zu 527 Taser-Einsätzen. In keinem Fall kam es zu ernsthaften Verletzungen. Der Elektroschock bewirkt im Normalfall, dass die Person sofort bewusstlos hinfällt und sich höchstens durch den Sturz verletzt.

Die Taser werden deshalb auch Destabilisierungsgeräte genannt. Im vergangenen Jahr kamen die Geräte in 86 Fällen zum Einsatz – das ist viermal so oft wie noch vor zehn Jahren. Gleichzeitig hat die Zahl der Schusswaffeneinsätze deutlich abgenommen. Im letzten Jahr schossen Polizisten nur zweimal mit einer Waffe – so selten wie noch nie.

Auch andere Kantone rüsten auf

Der Aargau ist nicht der einzige Kanton, der verstärkt auf die Elektroschockgeräte setzt. Die Kantonspolizei Zürich hat 171 Geräte im Einsatz, weitere 20 kommen in zwei Jahren dazu. In St. Gallen sind die Hälfte aller Polizistinnen und Polizisten an der Front mit einem Taser ausgestattet, in Bern hat jede Patrouille ein Gerät dabei.

Die Kantone Schwyz, Solothurn und eben auch der Aargau bauen ihren Taser-Bestand derzeit weiter aus. Am weitesten ist der Taser bisher im Kanton Nidwalden verbreitet. Dort sind schon länger alle Polizistinnen und Polizisten mit Tasern unterwegs.

Ein Beamter der Kantonspolizei St. Gallen demonstriert einen Taser.
Legende: Ein Beamter der Kantonspolizei St. Gallen demonstriert einen Taser. KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

«Wir haben festgestellt, dass der Taser ein wirkungsvolles Mittel ist und trotzdem am schonendsten für das Gegenüber», erklärt Karin Kayser, Justizdirektorin des Kantons Nidwalden und Co-Präsidentin der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und Direktoren.

Zurück zur Kantonspolizei Aargau, wo bald alle Polizeipatrouillen mit Tasern ausgerüstet sind. «Der Einsatz der Taser ist klar geregelt. Er wird nur in Gefahrensituationen eingesetzt», betont Mediensprecher Bernhard Graser. «Unsere beste Waffe ist und bleibt immer noch das Wort.»

Regionaljournal Aargau Solothurn, 17.10.2024, 17.30 Uhr ; 

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