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Mirko Schmidt: «Die Corona-Impfung machte mich schwer krank»
Aus Tagesgespräch vom 10.02.2023. Bild: SRF
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Post-Vac-Syndrom Schwer krank nach Covid-Impfung: Seltenheit oder Leid mit System?

Der Verein Post-Vakzin-Syndrom Schweiz setzt sich für Betroffene von Corona-Impfschäden ein und argumentiert viel mit Studien. Wir ordnen ein.

Nach seiner zweiten Covid-19-Impfung vor 1.5 Jahren erleidet Mirko Schmidt eine Hirnhaut- und eine Herzmuskelentzündung. Der Zusammenhang zur Impfung sei laut seinen Ärzten «sehr wahrscheinlich».

Seither hat sich der Vater dreier kleiner Kinder nie mehr ganz erholt. Er ist rasch erschöpft und erleidet immer wieder Zusammenbrüche. Vor seiner Erkrankung Professor der Sportwissenschaft an der Universität Bern ist er heute – am Post-Vac-Syndrom erkrankt – zu 100 Prozent arbeitsunfähig.

Was ist das Post-Vac-Syndrom?

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Der Begriff «Post-Vac-Syndrom» wird als Sammelbegriff für anhaltende gesundheitliche Beeinträchtigungen infolge einer Covid-19-Impfung verwendet. Eine eigentliche medizinische Definition für eine einheitliche Erfassung von Nebenwirkungen nach Impfungen gibt es noch nicht.

Von vielen Ärzten und Ärztinnen sowie von den Behörden fühlt sich Mirko Schmidt im Stich gelassen. Viele täten den Konnex zwischen Impfung und Krankheit zu schnell als haltlos ab. Deshalb gründet er den Verein Post-Vakzin-Syndrom Schweiz und klagt im «Tagesgespräch» von SRF die Behörden an: Sie hätten zu wenig genau und zu wenig präzis über mögliche Komplikationen nach der Impfung informiert.

Post-Vakzin-Syndrom Schweiz (PVS)

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Der Verein Post-Vakzin-Syndrom Schweiz (PVS) setzt sich für die Interessen von Menschen ein, die davon ausgehen, infolge der Covid-19-Impfung schwerwiegende Nebenwirkungen erlitten haben. Er verfolgt den Zweck, dass die medizinische, rechtliche und finanzielle Situation von Betroffenen verbessert wird.

Der Verein fordert eine zentrale, spezialisierte medizinische Sprechstunde, wie es sie in Deutschland gibt. Angeboten zum Beispiel von der Universitätsklinik Marburg oder der Charité Berlin.

Mirko Schmidt ist Präsident des Vereins.

Schmidt kämpft vehement und mit guten Argumenten für eine bessere Versorgung und Anerkennung der Situation der Betroffenen. Zu diesem Zweck führt er verschiedene Studien ins Feld. Die SRF-Wissenschaftsredaktion ordnet fünf Aussagen von Mirko Schmidt ein.

Mirko Schmidt, Präsident PVS: «Passive Meldesysteme für Nebenwirkungen, wie das der Swissmedic, haben eine Tendenz zur Untererfassung.»

Es stimmt, dass passive Meldesysteme Nebenwirkungen zahlenmässig meist nicht korrekt erfassen. Diese passiven Meldesysteme sind aber gar nicht dazu da, Häufigkeiten zu bestimmen. Sie dienen vor allem dazu, Risikosignale zu erkennen, und zwar dann, wenn Medikamente oder Impfstoffe in die breite Nutzung gehen. Denn dann werden seltene oder sehr seltene Nebenwirkungen oft erst offensichtlich. Die Zulassungsstudien mit mehreren tausend Teilnehmer sind dafür zu klein.

Sobald während der breiten Nutzung dann ein Risikosignal in solchen Meldesystemen gesehen wird, tauschen sich Swissmedic, FDA (Food and Drug Administration) und EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur) untereinander aus, informieren Ärzte und beginnen aktiv nach dieser Nebenwirkung zu suchen. So war es zum Beispiel bei den Myokarditiden.

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Archiv: Nebenwirkungen der Coronaimpfstoffe
aus Wissenschaftsmagazin vom 04.02.2023. Bild: Wissenschaftsmagazin
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«In der Schweiz sind via Swissmedic-Meldesystem gut 6000 schwerwiegende Nebenwirkungen gemeldet worden. Das heisst, einer von 1000 Geimpften ist betroffen.»

Die Nebenwirkungen werden von Betroffenen, Angehörigen und Ärzten selbst gemeldet, auch die Einstufung wird von den Meldenden selbst vorgenommen. Swissmedic ändert nichts an dieser Einstufung, auch wenn sie offensichtlich nicht angemessen ist. So kommt es, dass ein grösserer Teil der hier als schwerwiegend eingestuften Nebenwirkungen doch Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schüttelfrost oder Fieber waren.

Dazu kommt: Es sind 6000 Meldungen, die von den Meldenden in Zusammenhang mit der Impfung gebracht wurden. Jede einzelne braucht einen genauen Blick, ob es tatsächlich einen Zusammenhang gibt. Es ist also nicht zulässig, diese Zahl zu verwenden, um abzubilden, wie viele schwerwiegende Nebenwirkungen es in der Schweiz gegeben hat.

«Schwere Nebenwirkungen, wie Enzephalitis, also Gehirnentzündung, waren in der wissenschaftlichen Literatur schon im Sommer 2021 bekannt.»

Es gab schon im Sommer 2021 Berichte in der Fachliteratur, die Enzephalitiden direkt nach der Impfung beschreiben. Das ist richtig.

Bei den Meldestellen für Nebenwirkungen wie der Swissmedic, der EMA oder auch dem deutschen Paul-Ehrlich-Institut wird diese Nebenwirkung deshalb auch als potenzielle unerwünschte Reaktion von besonderem Interesse (AESI) geführt. Das heisst, die Meldestellen fordern Impfärzte aktiv dazu auf, entsprechende Ereignisse zu melden.

Dabei hat sich bisher aber noch kein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit dieser Nebenwirkung zwischen Geimpften und Ungeimpften gezeigt. Mit anderen Worten: Enzephalitiden sind den bekannten Daten nach in der Bevölkerung allgemein genauso häufig wie bei Geimpften. Das ist für die genannten Stellen der Grund, diese Nebenwirkung (noch) nicht in die Produktinformation aufzunehmen.

«Das Risiko einer Herzmuskelentzündung ist bei Männern unter 40 nach einer Moderna-Impfung 13-mal höher als nach einer Corona-Infektion.»

Hier gibt es inzwischen viele Studien.

Eine grosse Studie aus Oxford vom August 2022 zum Beispiel zeigt, dass bei Männern unter 40 das Risiko nach einer zweiten Moderna-Dosis für eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung) gut fünfmal höher lag (96 Fälle auf eine Million Personen) als nach einer Infektion mit SARS-CoV2 (16 Fälle auf eine Million Personen). Bei Frauen unter 40 gab es keinen Unterschied.

Für die anderen Impfstoffe (AstraZeneca und Pfizer) und die erste Moderna-Dosis galt: Das Risiko nach Impfung ist deutlich geringer als nach Infektion.

Eine Studie und eine Zahl herauszugreifen und als Tatsache zu präsentieren, ist hier nicht korrekt. Der Wissensstand entwickelt sich. Aber: Das erhöhte Risiko für Myokarditis nach Moderna-Impfung für Männer unter 40 ist inzwischen gut aufgezeigt.

Entschädigung nach Covid-Impfung

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Das Entschädigungssystem auf Bundesebene kommt subsidiär zum Tragen. So schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG): «Eine geschädigte Person hat nur dann Anspruch auf eine Entschädigung oder Genugtuung durch den Bund, wenn der Schaden nicht bereits durch Dritte gedeckt wurde, zum Beispiel durch eine Ärztin oder einen Arzt (Arzthaftung), den Impfstoffhersteller (Produktehaftung) oder eine Versicherung (Sozial- oder Privatversicherung).»

Bis Ende Dezember 2022 sind rund 245 Gesuche in Zusammenhang mit einer Corona-Impfung beim EDI (Eidgenössisches Departement des Innern) eingetroffen. Zu diesen Gesuchen schreibt das BAG: «Viele Gesuche erfüllen die formellen Kriterien nicht. (…). Manchmal machen die Gesuchstellenden Franchise- oder Selbstbehaltskosten geltend, die nicht als Schaden im Sinne des Epidemiengesetzes (EPG) gelten. Es kann sich auch zeigen, dass es sich bei den gesundheitlichen Beschwerden nicht um einen «Impfschaden» im Sinne des Gesetzes handelt. (…). Erfüllt ein Gesuch die formalen Anforderungen, prüft das BAG, ob eine Kausalität zwischen Impfung und den gesundheitlichen Schäden besteht.»

Und das BAG zieht folgende Bilanz: «Rund ein Dutzend Gesuche befinden sich derzeit in Abklärung des BAG. Bisher wurde noch kein Gesuch gutgeheissen

«Die Aussage, ‹die Corona-Infektion ist grundsätzlich gefährlicher als die Corona-Impfung›, ist falsch. Man muss das alters- und geschlechtsspezifisch anschauen.»

Es ist richtig, dass das Risiko durch eine Corona-Infektion eine starke Altersverteilung hat. Dazu passen die aktuellen Impfempfehlungen. Dazu kommt, dass die inzwischen erworbene Immunität die negativen Folgen einer weiteren Infektion insgesamt senkt.

Wenn man Long Covid in die Abwägung einbezieht, ändert sich aber das Bild. Die Unsicherheit, wie gut und wie lange eine Impfung vor den langfristigen Folgen einer Infektion schützt, ist zwar gross. Ein Schutz vor Infektion an sich besteht ziemlich sicher nur über einen gewissen, recht kurzen Zeitraum, und die Studien zum Schutz vor Long Covid insgesamt zeigen ein heterogenes Bild.

Es ist aber plausibel, anzunehmen, dass es einen gewissen schützenden Effekt durch die Impfung gibt. Dazu kommt: Die Infektion führt auch bei mildem Verlauf in mehr als zehn Prozent der Fälle zu mehr oder minder lang andauerndem Long Covid. Und hier gilt: Das Risiko ist über die Altersgruppen deutlich gleichmässiger verteilt als bei den akuten Auswirkungen der Infektion. Nach einer Impfung kann es zwar auch zu einem Post-Vac-Syndrom kommen, aber es ist ungleich viel seltener.

Tagesgespräch, 10.02.2023, 13:30 Uhr

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