Am Vergleich der Medikamentenpreise beteiligt sich einerseits Interpharma. Das ist der Verband der forschenden Pharma-Firmen, eine Lobby-Organisation, welche die Interessen von pharmazeutischen Unternehmen vertritt. Auf der anderen Seite steht der Krankenkassen-Verband Santésuisse – ebenfalls eine Lobby-Organisation.
Während die Krankenversicherer mit Blick auf ihre Kassen an möglichst tiefen Medikamentenpreisen interessiert sind, möchten die Pharma-Firmen an den Wirkstoffen gut verdienen. Die Interessen der beiden Studienverfasser könnten also gegensätzlicher nicht sein.
Wir streiten uns lieber nicht über die Methoden, sondern lieber über die Interpretation der Zahlen.
Für Interpharma-Geschäftsführer René Buholzer gibt es trotzdem gute Gründe, weshalb die beiden unterschiedlichen Organisationen beim Medikamenten-Preisvergleich zusammenspannen: «Die Preise werden häufig diskutiert, meistens gibt es unterschiedliche Zahlen.» Mit der Studie wolle man eine möglichst neutrale Datengrundlage schaffen – im Interesse einer rational geführten Diskussion.
Für Santésuisse-Direktorin Verena Nold gibt es noch einen anderen Grund für die seit zehn Jahren andauernde Zusammenarbeit: «Wir streiten uns lieber nicht über die Methoden, sondern über die Interpretation der Zahlen.» Ein gemeinsamer Nenner für den Ausland-Preisvergleich lasse eine höhere Gewähr zu, dass die Zahlen auch stimmen.
Bei ihrem Vergleich stellten Santésuisse und Interpharma fest, dass patentgeschützte Originalpräparate in der Schweiz günstiger geworden sind. Verglichen mit dem Ausland kosten sie noch 7 Prozent mehr. Dagegen kosten Generika, also Nachahmer-Produkte, in der Schweiz 48 Prozent mehr als im Ausland. Vor einem Jahr betrug die Differenz 52 Prozent.
Welches handelbare Gut gibt es in der Schweiz, das gleich teuer wie in den Nachbarländern ist?
Bei Auswertung der Zahlen streicht Pharma-Vertreter Buholzer heraus, dass sich das Preisniveau bei den Original-Präparaten jenem der Nachbarländer angeglichen hat und sagt, das sei eine gute Nachricht für die Patienten: «Das ist sehr erstaunlich. Welches handelbare Gut gibt es in der Schweiz, das gleich teuer wie in den Nachbarländern ist?»
Die Krankenkassen-Vertreterin Nold ortet dagegen grossen Handlungsbedarf bei den Generika und wie ihr Preis festgelegt wird: «Das Preisbildungssystem in der Schweiz ist für Generika sehr unfreundlich.» Das Preisbildungssystem im europäischen Ausland führe dagegen dazu, dass viel mehr Generika abgegeben würden und damit die Preise sänken.
Einig, dass man sich nicht einig ist
Das möchte Nold auch für die Schweiz und sieht ein Sparpotential von mehreren hundert Millionen Franken. Mehr Generika, das liegt nicht im Interesse der forschenden Firmen, die Interpharma vertritt. Sie machen ihr Geschäft mit Original-Präparaten.
Was also bei den Medikamenten-Preisen im Schweizer Gesundheitswesen genau zu unternehmen ist, darüber werden sich die beiden Studienverfasser Santésuisse und Interpharma nicht einig. Darüber, dass sie den Medikamenten-Preisvergleich im nächsten Jahr trotz aller Differenzen wiederholen, dagegen schon.