Ein vierbeiniger Roboterhund sorgte vergangene Woche am Berner Kornhausplatz für eine Schweizer Premiere: Erstmals setzte eine Polizeieinheit einen Laufroboter bei einem Einsatz in der breiten Öffentlichkeit ein.
Der Roboter ging in ein Gebäude und sollte einen bewaffneten Mann finden, der sich angeblich im Haus verschanzte. Der Verdacht erhärtete sich jedoch nicht.
Aufklärung als Ziel
Das rund 100'000 Franken teure und 30 Kilogramm schwere Hightech-Gerät gehört zur Sondereinheit Enzian der Kantonspolizei Bern.
Sein Hauptzweck: Aufklärung in potenziell gefährlichen Situationen – also Gebäude auskundschaften.
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Bild 1 von 4. Der Roboter-Hund kann mit seinem Greifarm Türen öffnen, wie die Polizei bei einem Medienrundgang demonstrierte. Bildquelle: SRF/Adrian Müller.
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Bild 2 von 4. Der Laufroboter ist mit diversen Kameras bestückt, die Live-Bilder in die Einsatzzentrale übertragen können. Bildquelle: SRF/Adrian Müller.
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Bild 3 von 4. Treppen steigen ist für den Roboter kein Problem. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 4. Der Roboter-Hund von Boston Dynamics kostet rund 100'000 Franken. Bildquelle: SRF/Adrian Müller.
Der Roboter verfügt dazu über diverse Kameras, sogar am Greifarm ist ein Objektiv montiert: «So können wir auf Live-Bildern verfolgen, wie Räume oder Personen aussehen, ob sie Gegenstände auf sich tragen», sagt Roger Staub, der bei der Kantonspolizei Bern für die Spezialeinheit Enzian verantwortlich ist.
Wir können auf Live-Bildern verfolgen, ob Personen Gegenstände auf sich tragen.
Zudem verfügt der von einem US-Hersteller gebaute Roboter über einen verstellbaren Greifarm, der sogar Türen öffnen kann. Und zwar innert kürzester Zeit, mit äusserst flinken, aber auch abrupten Bewegungen, wie der Roboterhund am Mittwoch vor Medienschaffenden demonstrierte.
Das Gerät kann Treppen steigen, Hindernisse überwinden und sich sogar in unwegsamem Gelände oder auf Schlamm bewegen.
«Der Laufroboter funktioniert teilautonom – er erkennt beispielsweise Treppen und führt die Schritte entsprechend aus.» Gesteuert wird der Laufroboter per Fernbedienung, von einem Operateur, der jederzeit die Kontrolle über den Roboter habe.
Keine Bewaffnung der Roboterhunde geplant
Während bei Streitkräften von Ländern wie China oder den USA bereits bewaffnete Roboterhunde im Einsatz sind, stellt die Kantonspolizei Bern klar: «Dieses Roboter-System wird nicht bewaffnet und es gibt keine entsprechenden Überlegungen», so Staub.
Dennoch stellt sich die Frage, warum es im Vorfeld keine öffentliche Debatte über den Einsatz dieser in der Schweiz neuen Technologie gab. Dies kritisiert der Ethiker und Robotik-Experte Oliver Bendel.
«Man hört die Roboter, man spürt sie, man sieht sie heraneilen. Das kann Leute erschrecken.» Denn die Öffentlichkeit wisse nicht, was die Polizei mit so einem Roboterhund alles tun könne. «Man muss die Öffentlichkeit auf die Einsätze der Roboterhunde vorbereiten», gibt der Ethiker zu bedenken.
Roboterhunde können Leute erschrecken.
Für Roger Staub von der Kapo Bern ist es hingegen kein Problem, dass das Gerät ein Jahr lang eingesetzt wurde, ohne dass die Öffentlichkeit davon wusste.
«Die Polizei stellt ihre Einsatzmittel grundsätzlich nicht vor, aus taktischen Gründen.» Der Roboter sei lediglich eine Ergänzung des bestehenden Arsenals wie etwa Drohnen.
Aber welcher rechtlichen Grundlage erfolgt der Einsatz der Roboterhunde? Die Kantonspolizei stütze sich auf das Polizeigesetz, das ihr den Einsatz technischer Hilfsmittel erlaubte.
«Sollte der Roboter Schaden verursachen, würde die Staatshaftung greifen – genau wie bei anderen polizeilichen Massnahmen», führt Staub aus.
Staub sieht denn im Roboter vor allem eine Chance, eine Ergänzung für die Sondereinheit: «Unser Ziel ist es, Menschenleben zu schützen und die Sicherheit der Einsatzkräfte zu gewährleisten.»