Ab dem 6. Juni sind Filmvorführungen wieder erlaubt. Frank Braun von der Neugass Kino AG will seine Säle am 11. Juni wieder öffnen – unter Einhaltung des Schutzkonzeptes. Es sieht vor, dass bei jeder Buchung links und rechts ein Platz frei bleibt. Doch das hat Auswirkungen: «Das bedeutet, dass wir in Spitzenzeiten keine Vollbelegung des Saales haben», erklärt Braun.
Und das hat wiederum finanzielle Folgen: «Wenn wir nicht Normalbetrieb haben, können wir nicht auf die Umsätze kommen, die wir brauchen.» Gleichzeitig erwartet er auch höhere Betriebskosten. Doch er ist erleichtert: «Wir hatten damit gerechnet, dass die Vorgaben noch strenger sind.»
Nun gelte es, überall die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten. «Wir werden die Vorführzeiten weiter auseinander ziehen und das Personal schulen müssen, damit sie die Vorschriften erfüllen können.» Jeder Betrieb müsse selber schauen, dass die Besucherströme aneinander vorbeikämen. «Aber das sollte kein Problem sein.»
Ein grosses Problem bleibt das Programm. Denn einige Filmverleiher haben wegen der Coronakrise die Daten von Premieren verschoben. Welche Filme man überhaupt kriege, sei die Frage. «Kinos bekommen die Filme von Verleihern, die am Umsatz beteiligt sind. Und diese rechnen sich natürlich aus, ob sich das für sie lohnt mit den reduzierten Umsatzerwartungen.»
Wenn wir nicht Normalbetrieb haben, können wir nicht auf die Umsätze kommen, die wir brauchen.
Es fehlten derzeit noch grosse, auch kommerziell Erfolg versprechende Titel. «Aber von der Qualität der Filme her sind wir ein Stück weit beruhigt. Wir haben attraktive Filme auf dem Programm ab dem 11. Juni», sagt Braun.
Er bereite sich auf schwierige Zeiten vor: «Eine Durststrecke in Bezug auf den Filmnachschub ist noch auf längere Zeit wahrscheinlich. Es fehlen Festivals, die aufgrund der Coronakrise nicht stattfinden konnten, die wichtig sind für den Nachschub. Die ganze Filmbranche ist ins Stocken geraten.»
Tiere langsam an Menschen gewöhnen
Ab dem 6. Juni dürfen auch Zoos wieder öffnen. Bernd Schildger, Direktor des Tierparks Dählhölzli in Bern, hat aber Bedenken. «Wir sind vorbereitet. Wir haben, basierend auf dem Branchenkonzept von Zoo Schweiz, ein eigenes Betriebskonzept, das ist durchgespielt. Die Frage ist, ob wir das wollen.»
Im Moment sehe er das eher kritisch. «Ein erster Punkt ist die Sicherheit für den Menschen. Da ist ein erster Öffnungstag an einem Samstag mit schlagartig eintretenden grossen Mengen nicht wahnsinnig geschickt, um auszuprobieren, ob ein Sicherheitskonzept wirklich funktioniert.»
Wenn auf einen Schlag 100 Leute kommen, habe ich Angst, dass mir die Flamingos in den Zaun fliegen.
Der zweite Punkt sei die Sicherheit der Tiere: «Diese leben quasi seit drei Monaten abstinent vom Menschen.» Sein Team habe sich Mühe gegeben, sie zu unterhalten, sagt er. «Aber sobald einer in die Nähe eines Flamingos geht, ist die ganze Herde am anderen Ende der Anlage. Wenn nun auf einen Schlag 100 Leute kommen, dann habe ich schlicht und ergreifend Angst, dass mir die ersten Flamingos in den Zaun fliegen.»
Deshalb tendiere er dazu, die Anlagen erst am Montag, 8. Juni aufzumachen. Doch was passiert, wenn jemand, der positiv ist, den Tierpark betritt und ungewollt ein Tierpfleger, eine Tierpflegerin ansteckt?
Dem beugt der Tierpark vor, in dem er die Tierpfleger in Gruppen einteilt. Wer Montag bis Mittwoch Dienst habe, sehe niemals den, der Donnerstag bis Sonntag Dienst habe, so Schildger. «Das heisst, wenn eine Gruppe in Quarantäne muss, gibt es eine andere, die den Job übernehmen kann.»