US-Präsident Donald Trump hat die Behörde für Entwicklungszusammenarbeit USAID ins Visier genommen. Ende Januar hat er angeordnet, dass die Behörde für 90 Tage ihre Aktivitäten einstellt. Damit sind Milliarden US-Dollar an Hilfsgeldern eingefroren. Ausserdem stehen die Jobs von Tausenden USAID-Mitarbeitenden auf dem Spiel. Die Entwicklungen treffen auch Schweizer Hilfswerke hart, die mit USAID zusammenarbeiten.
«Dieser Finanzierungsstopp ist abrupt gekommen, von einem Tag auf den anderen. Das war ein grosser Schock», sagt Barbara Hintermann, Generaldirektorin von Terre des Hommes. Projekte in 9 Ländern mit insgesamt rund 1.5 Millionen Begünstigten seien betroffen.
Weltweit mussten wir 440 Angestellte entlassen.
Das Budget von Terre des Hommes beträgt rund 100 Millionen Dollar. Jetzt sind rund 10 Millionen Dollar an Hilfsgeldern aus den USA weggefallen – also 10 Prozent.
«Weltweit mussten wir 440 Angestellte entlassen», sagt Hintermann. 200 davon waren in Bangladesch tätig, über 100 in Ägypten. Auch Projekte in Ländern wie Kenia, Libanon, Afghanistan und Burkina Faso seien betroffen.
Laut dem Experten für NPO-Finanzierung, Georg von Schnurbein, wurden die Geldquellen der Schweizer Hilfswerke zunehmend internationaler: «Partnerorganisationen wie USAID oder die EU-Behörde Echo sind bedeutsamer geworden», sagt der Professor von der Universität Basel. Dadurch sei die Abhängigkeit gewachsen.
Für die Hilfswerke sei das ein gewisses Klumpenrisiko, so von Schnurbein. Für diese Projekte würden häufig grosse Beiträge gesprochen, mit denen langfristig geplant werden. «Wenn die plötzlich wegfallen, dann kann man das nicht einfach ersetzen», sagt er.
Oft bleiben nur Entlassungen
«Diese Projektgelder sind zweckgebunden. Das heisst: Geld für Projekt A kann ich nicht einfach in Projekt B einsetzen», so der Experte. Ausserdem würden Projektgelder jeweils in Tranchen ausbezahlt. Deshalb hat der plötzliche Zahlungsstopp von USAID auch so drastische Konsequenzen. «Oftmals ist leider die einzige Möglichkeit, die Leute zu entlassen.»
Für die Organisationen sei es auch schwierig, in kurzer Zeit Geld aus anderen Bereichen aufzutreiben. Auch grosse Reserven sind nicht üblich, denn diese würden öffentlich nicht goutiert, da sie als nicht eingesetzte Spenden betrachtet würden. «Dementsprechend müssen die Hilfswerke immer wieder planen und oftmals eben auf Kante genäht arbeiten», sagt von Schnurbein.
Lücke lässt sich nicht vollständig schliessen
Das Hilfswerk Terre des Hommes befasst sich nun damit, wie die Situation nach dem 90-tägigen Zahlungsstopp aussehen könnte. «Ich glaube, es kommt zu einer starken Reduktion der amerikanischen Entwicklungszusammenarbeit», sagt Generaldirektorin Hintermann.
In der Zwischenzeit geht Terre des Hommes auch andere potenzielle Geldgeber an. Die Lücke könne wahrscheinlich nicht vollständig gefüllt werden. «Wir müssen unsere Organisation sicher restrukturieren und anpassen», sagt sie. In gewissen Ländern könnte das Hilfswerk seine Arbeit sogar einstellen.
Auch andere betroffene Hilfswerke müssen über die Bücher. Derweil bleibt bei USAID kein Stein auf dem anderen. Von den mehr als 10'000 Angestellten dürften nach aktuellem Stand nur 611 weiterbeschäftigt werden.