An der Socinstrasse 55 in Basel konnte man sich noch bis vor ein paar Monaten im Reisezentrum des ehemaligen Tropeninstituts (Swiss TPH) vor einem Auslandsaufenthalt beraten und impfen lassen. Das alte «Tropeli» ist mit dem Umzug des TPH nach Allschwil aber Geschichte. Ab Herbst 2025 wird an der Socinstrasse ein neues Kapitel aufgeschlagen: Im «Socin Haus» wird eine neue Form des Zusammenlebens ausprobiert.
«Wir kreieren einen öffentlichen Treffpunkt und ein begleitetes Daheim», sagt Daniel Stolz, Direktor des Bürgerspitals BSB, das als Teil der Basler Bürgergemeinde hinter dem Projekt steht.
Betreuungsaufwand: acht bis zwölf Stunden pro Woche
Die Idee: Junge Menschen, Studierende, Seniorinnen und Menschen mit einer Behinderung leben unter einem Dach. Aber nicht nur das. Das Spezielle an dem Socin-Haus: Eine Bedingung im Mietvertrag für die Studierenden ist, dass sie Betreuungsaufgaben für die älteren Menschen und Menschen mit einer Behinderung übernehmen.
Dadurch reduziert sich ihre Miete – Pflege statt Miete quasi. Der Mietanteil reduziert sich, je mehr man im Haus mithilft. «Wir rechnen mit rund acht bis zwölf Stunden Aufwand pro Woche», sagt Franziska Reinhard, Leiterin Betreuung Betagte beim BSB.
In dem Projekt soll aktive Nachbarschaft gelebt werden. Dafür müssten die Bewohnerinnen und Bewohner offen sein und bereit, sich darauf einzulassen, so Reinhard. Menschen, die verschlossen sind, kämen kaum infrage. Ähnliche Projekte gäbe es bereits in Zürich und Holland, durch diese habe man sich inspirieren lassen.
Eigene Rezepte, eigene Kuchen
Noch ist das Projekt am Anfang. Die 12 Millionen Franken teuren Umbauarbeiten beginnen in den nächsten Tagen. Klar ist aber jetzt schon, dass im Erdgeschoss als Herzstück des Hauses ein Bistro entsteht.
Die älteren Bewohnerinnen und Bewohner sollen aktiv in den Betrieb des Bistros miteinbezogen werden, sollen Gäste bewirten und in der Küche mithelfen. «Die Idee ist, dass beispielsweise die älteren Leute ihre eigenen Rezepte mitbringen und ihre eigenen Kuchen backen», sagt Reinhard.
Über dem Bistro sind 20 Zweizimmerwohnungen sowie drei Einzimmerstudios für Studierende geplant. Die genaue Form des Zusammenlebens sollen dann die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner bestimmen. «Wir sind gespannt, wie sich dies entwickelt», sagt Marcel Hügi, Leiter Integration beim BSB.
Ein Treffpunkt fürs Quartier und die Stadt
Das Projekt scheint auf Interesse zu stossen. Schon bevor man die Öffentlichkeit informiert habe, hätten sich Leute gemeldet, bestätigt Reinhard.
Sie ist überzeugt: «Das Socin-Haus wird ein Treffpunkt fürs Quartier, die Stadt und lädt dazu ein, gemeinsam zu verweilen, zu arbeiten und sich zu begegnen.»