Die Kunstflugstaffel «Patrouille Suisse» gehört zum Nationalstolz der Schweiz. Im Gegensatz zu anderen Kunstflugteams flog sie seit ihrer Gründung 1964 unfallfrei. Doch 2016 kam es zum Absturz in den Niederlanden, der nun vor dem zuständigen Militärgericht in Aarau verhandelt wurde.
Juristisch ist dieser Zwischenfall mit dem Urteil abgeschlossen. Der Pilot wurde zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt. Die Frage aber bleibt offen, ob der Zwischenfall und seine juristische Aufarbeitung tatsächlich Folgen haben für die Zukunft.
Piloten an ihren Grenzen
Klar: Fehler passieren. Auch Piloten sind keine Maschinen. Selbst die erfahrenen Profis der «Patrouille Suisse» gehen bei den kunstvollen Formationen an ihre Grenzen. Sie fliegen 40-jährige Kampfjets ohne technische Hilfsmittel, auf Sicht, mit bis zu 1000 Kilometer pro Stunde und über grossem Publikum.
In der Zivilluftfahrt werden Zwischenfälle minutiös aufgearbeitet. Jeder noch so kleine Fehler wird detailliert analysiert. Die ausführlichen Checklisten der Fluggesellschaften dienen selbst der Spitzenmedizin als Vorbild dafür, wie man Fehler durch ständiges Lernen künftig minimieren kann.
Fliegen, wenn das Vertrauen zurück ist
Am Prozess vor dem Militärgericht in Aarau schien es zumindest, dass die Fehlerkultur bei der Schweizer Kunstflugstaffel eine andere ist. Die Piloten erklärten vor Gericht, sie hätten sich nie über die Ursache des Absturzes unterhalten. Bei der Aufarbeitung des Zwischenfalls sei nicht die Fehlersuche im Vordergrund gestanden. Zudem habe man gewusst, dass der Fall juristisch aufgearbeitet werde.
Vielmehr sei es darum gegangen, dass man sich wieder vertraue. Die Vorgesetzten hätten wissen wollen, ob das Vertrauen wieder da sei. Danach durften die Piloten weiterfliegen. Der Mann, der sich den Unfall bis heute nicht erklären kann, erklärte vor Gericht: «Wir wissen, dass wir einen gefährlichen Job haben.»
Mögliche Fehler aufarbeiten
Gefährlich leben nicht nur die Piloten selbst, sondern auch das Publikum. Zehntausende Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgen die spektakulären Flugshows jeweils. Immer wieder sind Unfälle bei Flugshows deshalb viel tragischer ausgegangen, als dieser erste Absturz der «Patrouille Suisse».
Beispielsweise 1988 im deutschen Ramstein, als drei Maschinen der italienischen Flugstaffel «Frecce Tricolori» abstürzten. Damals kamen 70 Menschen in einem riesigen Feuerball ums Leben, bis zu 1000 Personen wurden verletzt.
Auch dieses Risiko fliegt immer mit. Eine saubere Aufarbeitung möglicher Fehler würde helfen, es zu minimieren. Jetzt, wo das Urteil des Militärgerichts vorliegt, könnte diese Aufarbeitung bei der «Patrouille Suisse» beginnen.