Was ist passiert? Die Universitären Psychiatrischen Dienste (UPD, ehemals Waldau) sind eines der grössten Psychiatriezentren der Schweiz. Letzte Woche kündigte die Universitätsklinik UPD ein schmerzhaftes Sparprogramm an: Unter anderem werden das Freizeitzentrum Metro und die Holzwerkstatt geschlossen und das sogenannte Recovery College Bern erhält keine finanzielle und personelle Unterstützung mehr. Ebenso fallen Stellen im Sozialdienst weg, insgesamt sind 25 Personen betroffen. Laut UPD kommt es insbesondere wegen fehlender finanzieller Unterstützung durch den Kanton zu den Schliessungen.
Was sagen Betroffene? Im Freizeitzentrum Metro etwa konnten sich Patientinnen und Angehörige vom Psychiatrie-Alltag erholen. Rund 1000 Personen nutzten das Angebot. Jetzt wird das Metro weggespart. Betroffene sind bestürzt – und glauben, dass die Kosten durch die Schliessung schlussendlich sogar steigen: «Das ist für uns eine Katastrophe: Zum Sparen macht man das zu, aber dafür passiert nachher genau das Gegenteil. Wenn wir zum Teil eingewiesen werden müssen und so wieder Kosten generieren», so eine Betroffene, die unter Angststörungen leidet.
Wie fallen die Reaktionen aus? Gegen die Pläne der UPD formiert sich Widerstand: Wie die Fernsehsendung Schweiz aktuell berichtet, übergeben Berufsverbände dem Kanton am Donnerstag eine Petition. Die Allianz aus Berufs- und Gesundheitsorganisationen betont zudem in einer Mitteilung, die Versorgungssituation sei im Bereich der psychischen Gesundheit im Kanton Bern ohnehin bereits prekär. Mit der Streichung der Angebote drohe ein weiterer einschneidender Qualitätsverlust. «Die Sparmassnahmen haben zur Folge, dass Betroffene mehr Hilfe von Kliniken benötigen, und so wieder höhere Kosten verursachen», betont etwa SP-Grossrätin Manuela Kocher.
Was sagen Experten? Angebote wie das Metro brauche es dringend, sagt Dirk Richter, Professor für psychiatrische Rehabilitationsforschung Berner Fachhochschule. «Das ist absolut fatal für die betroffenen Menschen», so Richter. Man habe generell ein Riesenproblem mit der Finanzierung und Organisation der psychischen Versorgung. «Die Streichungen betreffen Freizeitangebote für Menschen, die ohnehin sozial relativ isoliert leben, die sich teils einsam fühlen. Für die fällt jetzt der einzige Kontaktpunkt zu anderen Menschen weg», bedauert der Psychiatrieprofessor.
Was sagt das Psychiatriezentrum? Man sei sich bewusst, dass die Massnahmen für Mitarbeitende und Betroffene schmerzlich seien. Oliver Grossen, Vorsitzender der Geschäftsleitung UPD, kritisiert indirekt auch den Kanton Bern. «Wenn bestimmte Leistungen nicht finanziert werden, verstehen wir dies als Signal, dass man diese Leistungen nicht mehr wünscht.» Daher erwarte er von der zuständigen Gesundheitsdirektion, dass man sich zusammensetze und über sämtliche Angebote spreche.
Was sagt der Kanton? Der zuständige Regierungsrat Pierre Alain Schnegg erklärt gegenüber SRF, dass mit der Reorganisation gewisse Arbeitsplätze von einem Bereich in den anderen transferiert würden. Er gehe davon aus, dass die Streichungen keinen Einfluss haben zwischen ambulanter und stationärer Nutzung. Ausserdem sei es im Ermessen der seit 2017 eigenständigen Firma UPD, Zusatzangebote, die nicht unter Grundversorgung liefen, zu finanzieren oder eben auch nicht.