- Ende letzten Jahres sorgte ein Beitrag von SRF rec. über die Klinik Littenheid im Thurgau in der Nähe von Wil SG für Aufsehen.
- Darin war zu sehen, dass dort von Psychiatrie-Angestellten mutmasslich satanistische Verschwörungstheorien verbreitet wurden.
- Nun liegt der externe Untersuchungsbericht, den der Kanton Thurgau in Auftrag gegeben hat, vor.
Die Aussagen, die ein Oberarzt der Traumastation im SRF-Beitrag machte, waren schockierend: Es gebe in der Schweiz geheime satanistische Zirkel, die auf blutrünstige Art und Weise Kinder missbrauchten. Damit seien auch Patientinnen und Patienten in der Klinik Littenheid konfrontiert worden.
Der Kanton Thurgau setzte nach Bekanntwerden sofort eine spezialisierte Anwaltskanzlei ein, nachdem auch weitere Medien darüber berichtet hatten. Die Kanzlei untersuchte die Vorwürfe ein halbes Jahr lang zusammen mit Experten.
Verschwörungen in Teilen der Behandlung
Jetzt liegt der externe Untersuchungsbericht zu den Vorgängen in der Clienia Littenheid vor. Zumindest ein Arzt habe sich demnach besonders für das Thema «Rituelle Gewalt und Gedankenkontrolle» interessiert. Er habe zu diesem Thema auch Weiterbildungen gegeben und die Kultur auf der Traumastation beeinflusst. Die Verschwörungserzählung war in weite Teile der Behandlungen eingeflossen.
Was die Recherche aufzeigte, wird vom unabhängigen Experten Professor Strik bestätigt: Das in der Klinik praktizierte methodische Vorgehen bei einigen Patientinnen sei fachlich nicht korrekt und vermutlich sogar krankheitsfördernd gewesen. Es seien nicht evidenzbasierte Methoden angewendet worden, die auf dem Glaubensbekenntnis beruhten, dass satanistische rituelle Gewalt in der Schweiz existiere.
Im Bericht kommt auch die Klinikleitung nicht gut weg, nicht nur, weil sie nichts gemerkt und dagegen nichts unternommen habe, sondern auch, weil sie nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe nicht sorgfältig vorgegangen sei.
Mehrere Strafanzeigen und diverse Bussen
Deswegen wird im Bericht dringend empfohlen, dass dies jetzt gemacht wird: So sollen die Patientenakten inklusive Diagnose und Therapie durchleuchtet werden. Weiter soll es eine unabhängige Meldestelle für Betroffene und weitere Massnahmen geben.
Massnahmen, die nun auch der Kanton Thurgau fordert. Zudem haben die Behörden besagtem Arzt die Bewilligung entzogen, es gab einen Verweis, diverse Bussen und mehrere Strafanzeigen. Ob gegen die Klinik oder gegen einzelne Ärzte, ist unklar.