Das Herz der Berner Unesco-Altstadt ist derzeit mit 260 grossen Regenbogenfahnen geschmückt. Sie stehen für die Eurogames – Europas grössten Multisport-Anlass für die queere Gemeinschaft.
Tanzen, Fussball oder das Harry-Potter-Spiel «Quidditch» – rund 2300 Menschen aus der LGBTIQ-Community messen sich in den nächsten Tagen in den verschiedensten Sportarten. Es können alle Personen an den Wettkämpfen teilnehmen, die wollen.
Vanessa Paprotka ist aus Deutschland für das Tennisturnier angereist. Warum zieht es sie an die Eurogames? Bei einem klassischen Tennisturnier müsste sich Vanessa für ein Geschlecht entscheiden.
Nicht so an den Eurogames: Hier gibt es eine dritte Kategorie für non-binäre Personen. «Ich werde zwar weiblich gelesen, sehe mich aber nicht als Frau», sagt Vanessa Paprotka.
Das bringt auch Probleme mit der Kleidung mit sich. Traditionell spielen Tennisspielerinnen im Rock. Barbara Strawinski, ebenfalls aus Deutschland angereist, meint dazu: «In meinem Verein gehöre ich zu den wenigen, die eine Hose tragen. Allein dadurch falle ich schon auf und habe das Gefühl, dass ich mich als lesbisch oute.»
In vielen Ländern ist es nicht möglich, mit ihrer Geschlechteridentität Sport zu betreiben.
Braucht es aber auch im Jahr 2023 eine Sportveranstaltung eigens für queere Menschen? Jasmine Imboden, Co-Präsidentin der Eurogames, bejaht dies.
«In vielen Ländern ist es nicht möglich, mit ihrer Geschlechteridentität Sport zu betreiben.» Non-binäre Menschen müssten sich vielerorts entscheiden, unter welchem Geschlecht sie starten. «Transgeschlechtliche Menschen können gar nicht erst mitmachen. Darum braucht es uns leider als Sportveranstaltung weiterhin», so Imboden.
Hunderte Athletinnen und Athleten zogen am Mittwochabend bei der Eröffnungsfeier durch die Berner Gassen.
Die Stadt Bern unterstützt die Eurogames mit knapp 400'000 Franken.
Nicht alle freuen sich über Regenbogenfahnen in Bern
Für die Stadt Bern ist dies der erste grosse LGBTIQ-Anlass mit internationaler Ausstrahlung. «Bern ist eine Regenbogenstadt», sage Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) an der Eröffnungsfeier.
Nicht alle freuen sich über die vielen Regenbogenfarben in Bern. Die Stadt Bern musste auf ihrem Twitter-Kanal die Kommentarfunktion zu einem Post zu den Eurogames wegen homophober und beleidigender Beiträge schliessen. Die Junge SVP Schweiz macht in sozialen Medien Stimmung gegen den Anlass, der für sie «ein Blick in den Abgrund» ist, wie die Partei auf Twitter schreibt.
Die Eurogames gibt es seit 1992 und sie werden jedes Jahr in einer anderen europäischen Stadt ausgetragen. In der Schweiz waren sie zuletzt im Jahr 2000 in Zürich. Zum Abschluss der Eurogames findet am Samstag in Bern ein Pride-Umzug statt.