- Das Bundesamt für Gesundheit hat heute Mittag 707 neue Fälle gemeldet, die in den letzten Tagen positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
- Damit liegt der 7-Tage-Schnitt bei 541. Beim aktuellen Trend verdoppelt sich der 7-Tage-Schnitt der Neuinfektionen ca. alle 8 Tage.
- Seit Anfang Juni verzeichnet das BAG nahezu eine Verdopplung der Neuinfektionen. Der Reproduktionswert liegt bei 1.44.
Die Corona-Fallzahlen nehmen derzeit rasant zu und dürften in den nächsten Tagen wieder auf über 1000 pro Tag klettern. Die Neuansteckungen verdoppeln sich somit aktuell jede Woche und die Reproduktionszahl ist auf 1.44 angestiegen, wie Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung im Bundesamt für Gesundheit (BAG), vor den Medien sagte.
Der Reproduktionwert gibt an, wie viele weitere Menschen ein Infizierter ansteckt. Die Inzidenz, die Ansteckungen in den vergangenen 14 Tagen pro 100'000 Einwohnern, stieg auf über 60, so Mathys.
Die derzeitige Lage bedürfe einer weiteren Beobachtung und einer «vorsichtigen» Vorgehensweise, sagte Mathys. Ob der wie ursprünglich für gegen Mitte August geplante nächste Öffnungsschritt weiter realistisch ist, dazu nahm Mathys nicht direkt Stellung. Bei einer allfälligen Verschärfung der Massnahmen könnte laut Mathys auch eine Erweiterung des Covid-19-Zertifikats etwa für den Zugang zu Restaurants oder Kinos in Betracht gezogen werden. Diskutiert werde auch die Frage, ob Tests als Option aus dem Zertifikat entfernt werden sollen. Diese zeigen Infektionen bekanntlich nicht immer an und seien ein Unsicherheitsfaktor. Aber: «Das sind letztlich politische Entscheide», stellt Mathys klar. Also Sache des Bundesrats, der immer eine Gesamtabwägung der Lage vornehme.
Keine Überlastung des Gesundheitssystems
Das aktuelle Infektionsgeschehen habe noch keine deutlich sichtbaren negativen Auswirkungen auf das Schweizer Gesundheitssystem. Gegenwärtig werden 145 Personen in einem Spital behandelt. Für die stark gestiegenen Ansteckungszahlen sind demnach hauptsächlich den Altersgruppen der 10- bis 19-Jährigen und noch mehr die 20- bis 29-Jährigen verantwortlich, die die niedrigste Impfrate aufwiesen. Die hochansteckende Delta-Variante macht unterdessen rund 75 Prozent aller Coronavirus-Fälle aus.
Das Ziel des Bundesrats sei es, das Gesundheitssystem vor Überlastung zu schützen. Zurzeit seien aber die Hospitalisierungen auf einem niedrigen Niveau, der 7-Tages-Schnitt sei bei 3 bis 4 Spitaleinweisungen, so Mathys weiter. Die Intensivstationen der Spitäler seien zu 70 Prozent ausgelastet, der Anteil der Covid-Patientinnen und -Patienten liege aber bei 3.8 Prozent der verfügbaren Betten.
Zunehmende Impfbereitschaft
Die Bereitschaft zu einer Corona-Impfung hat seit dem März zugenommen. Möglichst schnell wieder zu einem normalen Leben zurückzukehren und wieder reisen zu können, sind die Hauptgründe dafür, wie eine Umfrage der Forschungsstelle Sotomo und Demoscope ergab.
Wolle man noch mehr Menschen erreichen, um sie von einer Impfung zu überzeugen, müsse man ihnen die Nachteile des Nicht-Impfens deutlich machen. Das sei am wirksamsten, sagte Michael Herrmann, Politgeograf an der Universität Zürich und Leiter der Forschungsstelle Sotomo.
Das BAG will die Impfbereitschaft erhöhen. Dazu ist eine Anpassung der Kampagne geplant. Im Fokus stehen dabei vor allem Jugendliche.
Aber auch die Zahl der Impfskeptiker bleibe stabil, oder besser gesagt, der Corona-Skeptiker im Allgemeinen. Die Studie habe nämlich weiter gezeigt, dass die Ansichten vieler Skeptikerinnen und Skeptiker während der Monate der Pandemie zu einer Art Grundhaltung geworden seien. Jene, die sich nicht impfen wollen, zeigten also auch eher ein Verhalten, das nicht auf Pandemie-Eindämmung ausgerichtet sei. Sie lehnen Corona-Einschränkungen (wie eine Maskenpflicht) in grösserem Ausmass ab und vertrauten auch eher nicht den klassischen Informationskanälen, sprich den Behörden oder traditionellen Medien.