An den Kassen von Schweizer Detailhändlern leuchten aus dem Zigarettenregal grün die Pakete mit den Hanf-Zigaretten hervor. Sie bestehen neben Tabak auch aus Hanf. Dieser enthält nur wenig von dem berauschenden Wirkstoff THC, jedoch umso mehr Cannabidiol (CBD).
Der Substanz wird eine beruhigende Wirkung nachgesagt. Marc Augsburger, Toxikologe an der Universität Lausanne, ist skeptisch gegenüber diesen neuen Zigaretten. Die Wirkung des CBD sei nicht genügend erforscht, deshalb habe es im Strassenverkehr nichts zu suchen: «Ich empfehle als Vorsichtsmassnahme, nach dem Konsum nicht mehr Auto zu fahren. Auch wenn die genauen Effekte heute noch nicht bekannt sind, kann man vermuten, dass es potentiell riskant ist.»
THC – illegal am Steuer
Wer sich nach dem Konsum der Hanf Zigaretten dennoch ans Steuer setzt, geht nicht nur das Risiko der unbekannten Wirkung des CBD ein. Auch der kleine Rest an THC könnte ausreichen, um die Fahrfähigkeit zu beeinflussen, bestätigt Augsburger. «Es hat tatsächlich eine gewisse Dosis an THC, und die ist nicht vernachlässigbar. Bei dieser Menge kann nicht ausgeschlossen werden, dass es eine Auswirkung auf das Fahrvermögen hat.»
Hinzu kommt, dass diese Menge an THC auch schon genügen könnte, um durch den Drogentest der Polizei zu fallen. So könnte aus der Hoffnung auf Entspannung eine strafrechtliche Verspannung werden. Der Mediensprecher der Kantonspolizei Bern, Dominik Jaeggi, erklärt: «Das Gesetz sagt ganz klar: Wenn im Blut THC nachgewiesen werden kann, dann liegt eine Fahrunfähigkeit vor. Dabei spielt es keine Rolle, welche Substanz diesen THC-Wert verursacht hat.» Ob das THC im Blut von legalen Hanf-Zigaretten kommt oder von einem illegalen Joint, könne nachträglich unmöglich nachgewiesen werden.
Wie viel ist zu viel?
Beim Bundesamt für Gesundheit BAG ist man sich der Problematik um die Hanf-Zigaretten bewusst. «Es gilt: Wer Hanfprodukte konsumiert, fährt nachher nicht», sagt Michael Anderegg, der beim BAG für Tabak- und Hanfwaren zuständig ist. Gerne würde man die Hersteller verpflichten, einen entsprechenden Hinweis auf die Packung zu drucken, jedoch fehlt hierzu die gesetzliche Grundlage. Die Hersteller würden dies aber schon auf freiwilliger Basis tun. Auch ein Fahrverbot nach dem Konsum der Zigaretten ist momentan keine Option.
Doch wie viel Hanf-Zigaretten sind zu viel? Dies könne man nicht pauschal beantworten, meint der Toxikologe. Eine Faustregel für die Fahrtüchtigkeit wie beim Alkohol gebe es nicht, denn jeder reagiere anders auf die Wirkstoffe.
Verbot für ÖV-Chauffeure
Die Risiken der Hanf-Zigaretten sind auch öffentlichen Transportunternehmen bewusst. Auf Anfrage geben SBB, Postauto und Swiss an, ihren Mitarbeitern den Konsum solcher Zigaretten im Dienst zu verbieten.