Basel-Stadt will ein Haus, um dort Menschen unterzubringen, die keine Wohnung haben und denen es schwerfällt, alleine zu leben. «housing first plus» heisst das Projekt. Es ist eine Art betreutes Wohnen. Die Regierung will dafür drei Millionen Franken einsetzen, zusammen mit anderen Massnahmen werden es 4.6 Millionen sein.
Das sei zwar eine Stange Geld, sagt der Basler Regierungsrat Kaspar Sutter, aber: «Dass jemand stabil wohnen kann, ist wichtig für die Gesundheit und die soziale Integration.» Man könne sich durchaus vorstellen, dass man im Gegenzug weniger Plätze in der Notschlafstelle brauche.
«Unser Ziel ist es, dass in Basel auch Menschen eine Wohnung finden, die von Armut betroffen sind und ein zusätzliches Problem wie eine Suchterkrankung oder psychische Probleme haben», sagt Sutter.
Sie müssen keine Bedingungen erfüllen, wie beispielsweise abstinent zu leben.
Diese Ausrichtung des Projekts «housing first plus» betont auch die stellvertretende Leiterin der Sozialhilfe Basel-Stadt Jacqueline Lätsch. Aber: «Sie müssen keine Bedingungen erfüllen, wie beispielsweise abstinent zu leben», sagt sie.
Wichtigste Neuerung beim sozialen Wohnen ist aber eine neue Stelle, die sich ausschliesslich um die Vermittlung von Wohnraum kümmert. Hier sollen Menschen zusammen kommen, die eine Wohnung suchen, und solche, die eine vermieten wollen.
«Wir gehen damit auch die Problematik der Gammelhäuser an», sagt Lätsch. Dabei handelt es sich um Häuser, die kaum unterhalten, aber dennoch vermietet werden. Oft wohnen Menschen darin, die Sozialhilfe empfangen und auf dem Markt wenig Chancen haben, eine geeignete Wohnung zu finden.
«Wir reagieren mit diesen Neuerungen auf die Initiative ‹Recht auf Wohnen›», sagt Sutter. Diese hat das Basler Stimmvolk vor fünf Jahren mit einem Ja-Stimmen-Anteil von gut 57 Prozent angenommen. Sie garantiert allen Bewohnerinnen und Bewohnern des Kantons eine Wohnung, die ihren Bedürfnissen entspricht und die sie auch bezahlen können.
In den letzten 15 Jahren schlich sich der Kanton aus der Verantwortung, jetzt macht er es besser.
Die Pläne der Regierung kommen bei den Initiantinnen und Initianten von «Recht auf Wohnen» gut an – vor allem, weil der Kanton nun die Führung beim Thema Soziales Wohnen übernehme: «In den letzten 15 Jahren schlich sich der Kanton aus der Verantwortung und verwies auf den freien Markt, jetzt macht er es besser», sagt Initiant Michel Steiner.
Geradezu begeistert ist er von «housing first plus»: «Das finde ich fantastisch.» In Zürich habe man damit bereits Erfahrungen machen können und es funktioniere sehr gut.
In Städten leben besonders viele Obdachlose
Menschen ohne Dach über dem Kopf gibt es aber nicht nur in Basel. In der Schweiz leben insgesamt etwa 2200 Menschen auf der Strasse. Das ist das Resultat einer Studie, die die Hochschule für Soziale Arbeit Nordwestschweiz (FHNW) im Auftrag des Bundesamtes für Wohnungswesen im vergangenen Jahr erarbeitet hat. Besonders viele Obdachlose leben der Studie zufolge in Städten und grösseren Agglomerationen. Den drohenden Wohnungsverlust, von welchem etwa 8000 Menschen betroffen sind, gebe es aber auch in Zentrumsgemeinden auf dem Land, so die Studie.
Wohnen ist also im ganzen Land ein Problem. In Städten wie beispielsweise Basel mit einer tiefen Leerstandquote bei den Wohnungen tritt das Problem jedoch verstärkt auf und ist aufgrund von Obdachlosen auf der Strasse auch besser sichtbar.