Wiederverwenden statt in Deponien entsorgen – der Kanton Baselland macht vorwärts beim Baustoff-Recycling. Vor kurzem hat die Regierung Vorschläge präsentiert, wie mehr Baustoffe wiederverwertet werden könnten. Bis anhin wird im Baselbiet nämlich ein zu grosser Teil des Bauschutts, welcher beim Abriss von Gebäuden oder Infrastrukturanlagen anfällt, auf Deponien abgelagert. Zudem werden grosse Mengen an unverschmutztem Aushubmaterial zur Rekultivierung von Kiesgruben ins grenznahe Elsass exportiert.
2016 gab es jedoch eine Zäsur in der Deponieplanung des Kantons. Nachdem es Widerstand aus der lokalen Bevölkerung gegen neue Deponien im Laufental gegeben hatte, lehnte das Baselbieter Stimmvolk den Bau dieser Deponien ab. Die bestehenden Deponien reichen indes kaum mehr aus, um noch mehr Bauschutt aufnehmen zu können.
Wir sind in etwa gleich weit wie andere Kantone.
Der Baselbieter Baudirektor Isaac Reber (Grüne) wehrt sich zwar gegen den Vorwurf, man habe zu lange mit der Ausarbeitung einer Recycling-Strategie gewartet. «Wir sind in etwa gleich weit wie andere Kantone», betont Reber.
Mit verschiedenen Massnahmen will die Regierung nun aber die Recycling-Quote erhöhen. Geplant ist unter anderem eine generelle Bewilligungspflicht bei Rückbauten, wie sie andere Kantone auch schon kennen. Reber geht jedoch noch einen Schritt weiter: Er setzt auch auf eine Lenkungsabgabe auf die Entsorgung von Bauschutt auf Deponien von maximal 50 Franken pro Tonne.
Diese Lenkungsabgabe ist im Kanton Baselland jedoch umstritten. «Wir brauchen nicht noch mehr Gebühren», sagt SVP-Landrat Markus Meier, der auch Direktor des Schweizerischen Hauseigentümerverbands HEV ist. Als «Schritt in die richtige Richtung», bezeichnet indes SP-Landrat Jan Kirchmayr die Vorlage. Die SP wünscht sich jedoch, dass die Lenkungsabgabe der Recycling-Wirtschaft zugutekommt, und nicht wie geplant an die Bevölkerung rückvergütet wird.
Dass es auf dem Bau grundsätzlich mehr Recycling braucht, darin sind sich die beiden Politiker einig. Während die Politik im Kanton Baselland noch über die Form streitet, ist man anderswo auf diesem Gebiet schon weit voraus.
Zürich ist Musterschüler beim Recycling
Zürich etwa ist schon seit mehreren Jahren Pionierkanton beim Baustoff-Recycling. Rund 90 Prozent des Bauschutts werden dort aktuell wieder in den Baustoffkreislauf zurückgeführt. Dies liege vor allem an den guten Rahmenbedingungen, die in der Vergangenheit geschaffen wurden, und weniger an gesetzlichen Vorgaben, heisst es auf Anfrage bei der Zürcher Baudirektion. Gute Rahmenbedingungen, das bedeutet: eine hohe Dichte an Bauten auf relativ kleinem Raum, die zudem gut erschlossen sind.
Wiederverwertbares Baumaterial als Ressource ist damit üppig vorhanden und leicht erreichbar. In Zürich haben sich denn auch gleich mehrere Unternehmen auf die Wiederverwendung von Baustoffen spezialisiert. «Dies hat dazu geführt, dass die Wiederverwertung im Vergleich zur Ablagerung auf der Deponie günstiger ist», schreibt die Baudirektion.
Eine solche Anlage zur Wiederverwertung ist nun auch im Kanton Baselland geplant. Sie soll in den nächsten Jahren auf dem Gebiet des Hafens in Birsfelden entstehen.