Wenn ein Haus abgerissen wird, wird meist ein Grossteil des Abbruchmaterials entsorgt. Küchen, WC-Einrichtungen oder Ziegel gelten als Abfall, auch wenn sie eigentlich noch verwendet werden könnten. Bau- und Abbruchabfälle seien eine der grössten Abfallquellen, die in der Schweiz anfallen, sagt die Solothurner Firma Sumami und setzt sich seit zwei Jahren dafür ein, dass möglichst viel Material wiederverwendet wird.
Geschirrspüler, Solarmodule, Treppen, Lavabos oder Holztäfer sollen über eine Online-Plattform neue Besitzerinnen und Besitzer finden, so das Geschäftsmodell von Sumami aus Biberist. Die Firma vermittelt zwischen Planerin, Baufirma und Bauherrschaft. Die Nachfrage sei gross, sagt die Firma.
Knappe Rohstoffe
Sumami (sustainable material mining, also nachhaltiges Material schürfen) findet, die Städte seien unsere Rohstofflager der Zukunft. Co-Geschäftsführerin Julia Meyer ist überzeugt, dass noch viel drin liegt: «Wir sehen grosses Potenzial in der Wiederverwendung». Diese sei noch einges ressourcenschonender als «nur» Recycling. Die CO2-Bilanz beispielsweise sei bei der Wiederverwendung viel besser.
Es gibt in der Schweiz aktuell etwa vier Firmen, die Plattformen zur Wiederverwendung von Baustoffen betreiben. Ganz durchgesetzt hat sich die Idee allerdings noch nicht, gibt Julia Meyer zu: «Momentan braucht es viel Sensibilisierungsarbeit.» Die Baubranche sei eher konservativ. Entscheidend sei, dass eine allfällige Wiederverwendung bestimmter Produkte frühzeitig in die Planung einbezogen werde.
Die Wiederverwendung von Baustoffen ist im Kanton Aargau noch eine Randerscheinung.
Im Kanton Aargau, wo aktuell viel gebaut wird, sei die Wiederverwendung von Baustoffen noch eine Randerscheinung, sagt Martin Kummer vom Baumeisterverband Aargau. «Wenn eine Haustüre wiederverwendet wird, muss sie die neuen Dämm-Vorschriften erfüllen, das sind grosse Herausforderungen.»
Alte Fenster neu verwenden?
In einem Bürogebäude in Zollikofen (BE), das zu einem Wohnhaus umgebaut wird, erklärt Anna Buser, Projekteiterin bei Sumami, was aus dem Haus herauszuholen wäre. Zum Beispiel die Fenster: «Das ist ein zweifach verglastes Fenster. Wir schlagen vor, das Fenster an einem neuen Ort einzubauen, zusammen mit einem weiteren Fenster. So hat man Vierfachverglasung. Oder man könnte es als Trennwand brauchen.»
Kreativität scheint gefragt. Zum Beispiel auch bei Feuerlöschern, erklärt Sumami-Projektleiterin Anna Buser. Diese dürften, einmal ausgebaut, nicht wiederverwendet werden. «Wenn wir sie jetzt aber mit der ganzen Nische und Halterung ausbauen, darf man sie weiter benutzen? Was, wenn ein Fachexperte beim Ausbau anwesend ist?» Solche Fragestellungen klären die Expertinnen ab.
Kantone interessiert
Momentan kaufen vor allem Private gebrauchte Bauteile. Künftig will die Solothurner Firma die grossen Käufer erreichen. Mit dem Aufschalten der Materialien im Internet habe die Idee durchaus Potenzial, findet Martin Kummer vom Baumeisterverband Aargau.
Auch die Kantone sind an Lösungen interessiert. In Winterthur war an einem Gebäude eine neue Fassade nötig. «Was wäre, wenn wir die hochwertige Fassade entfernen, reinigen, isolieren und wieder anbringen?», fragte Anna Buser von Sumami. Man habe die energetischen und kantonalen Vorgaben zwar nicht ganz erfüllt. Am Schluss habe der Kanton aber der Wiederverwendung zugestimmt, weil sie unter dem Strich sehr viel CO2 eingespart habe.