Am Tag der Arbeit haben Tausende Menschen für mehr Lohn, bessere Renten und mehr Gleichstellung demonstriert. Bei den rund 50 Veranstaltungen in der ganzen Schweiz riefen Gewerkschafter und Politikerinnen zum Kampf gegen Ungleichheit und für sozialen Fortschritt auf. Am Rande kam es aber auch zu Ausschreitungen und Sachbeschädigungen.
Tausende Menschen haben am Umzug in Zürich teilgenommen. Gemäss den Organisatoren waren es über 10'000. Laut der Stadtpolizei kam es entlang der Route zu Farbanschlägen und Sachbeschädigungen. So seien die Scheiben von mindestens zwei Banken eingeschlagen worden.
Auf dem Sechseläutenplatz forderte die Berner SP-Nationalrätin Tamara Funiciello kürzere Arbeitszeiten und sprach sich scharf gegen das vom Arbeitgeberverband ins Spiel gebrachte Rentenalter 70 aus. Sie sprach auch über die Rechte der Frauen und forderte zur Teilnahme am Frauenstreik am 14. Juni auf.
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Bild 1 von 7Legende: Polizisten verhaften einen Mann an der Nachdemonstration vom 1.-Mai-Umzug in Zürich. Keystone/Ennio Leanza
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Bild 2 von 7Legende: SP-Nationalrätin Tamara Funiciello hielt in Zürich eine Rede auf dem vollbesetzten Sechseläutenplatz. Keystone/ENNIO LEANZA
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Bild 3 von 7Legende: Zuvor marschierte der 1.-Mai-Umzug durch die Zürcher Innenstadt. Keystone/ENNIO LEANZA
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Bild 4 von 7Legende: Es gab auch Sachbeschädigungen: So wurden Schaufenster von dieser Bank eingeschlagen und beschmiert. Keystone/ENNIO LEANZA
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Bild 5 von 7Legende: Während der offiziellen 1.-Mai-Kundgebung auf dem Zürcher Sechseläutenplatz bereitete sich die Polizei auf Krawalle auf der Quaibrücke vor. SRF/Harry Stitzel
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Bild 6 von 7Legende: Mehrere hundert Teilnehmer, teilweise vermummt, marschierten in der Zürcher Innenstadt. SRF/Peter Schürmann
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Bild 7 von 7Legende: Die Demonstranten starteten auf dem Helvetiaplatz in Zürich. SRF/Peter Schürmann
Am Nachmittag stoppte die Polizei zwei Nachdemonstrationen. Elf Personen seien zu Abklärungen in eine Polizeiwache gebracht worden, teilte die Stadtpolizei mit. Über 200 Personen wurden weggewiesen, zwei verletzt.
Ein erster Demonstrationszug wurde kurz nach 15 Uhr auf dem Helvetiaplatz unterbunden. Die Demonstrierenden zogen sich in das Kanzleiareal zurück. Die Polizei habe dort danach die Personen per Lautsprecher aufgefordert, sich freiwilligen Kontrollen zu unterziehen. Dabei sei es von ausserhalb und vom Areal zu Störaktionen gekommen. Nachdem sie mit Wurfgegenständen und Feuerwerkskörper angegriffen wurde, habe sie Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt, schreibt die Stadtpolizei.
Gegen 16.30 Uhr habe sich ein weiterer Demonstrationszug von mehreren Dutzend vermummten Teilnehmern formiert. Dieser zog Richtung Langstrasse. Noch vor der Unterführung seien die Demonstrierenden Richtung Zeughausareal geflüchtet. Dabei sei es zu Sachbeschädigungen gekommen, schreibt die Stadtpolizei.
Gewerkschafter fordern bessere Sozialleistungen
Der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), Pierre-Yves Maillard, thematisierte bei seinem Auftritt in Interlaken die Arbeitsbedingungen in der Schweiz. Er warnte vor einer Verschärfung der «Kaufkraftkrise» und forderte eine Anpassung der Löhne, eine Erhöhung der AHV-Renten und eine Begrenzung der Krankenkassenprämien auf zehn Prozent des Nettoeinkommens.
SGB-Chefökonom Daniel Lampart forderte in Thun einen Ausbau «der sozialen AHV». Die Arbeitgeber hingegen wollten in der 2. Säule die Renten weiter senken, sagte er im Hinblick auf das laufende Referendum gegen die kürzlich vom Parlament beschlossene Pensionskassenreform.
Polizei blockiert Umzug
Rund 1000 Personen haben in Basel an einem Demonstrationszug teilgenommen. Die Polizei sperrte mit einem massiven Aufgebot an Gitterfahrzeugen und Wasserwerfern die bewilligte Demonstrationsroute schon wenige hundert Meter nach ihrem Beginn ab.
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Bild 1 von 3Legende: An der Spitze des Demonstrationszugs in Basel setzte sich der «Antikapitalistische Block» fest, die Gewerkschaften und die SP folgten mit grossem Abstand. Keystone/GEORGIOS KEFALAS
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Bild 2 von 3Legende: Die Polizei sperrte die Strasse zur Basler Innenstadt ab. Später stoppte sich auch den Demonstrationszug. KEYSTONE/Georgios Kefalas
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Bild 3 von 3Legende: Die Polizei kesselte einen Teil des Demonstrationszuges ein. KEYSTONE/Georgios Kefalas
Sie kesselte rund 70 Teilnehmende an der Spitze des Zugs ein, wegen «vermummten und mit Schutzmaterial ausgerüsteten Gruppierungen».
In Genf haben rund 2000 Personen für eine Erhöhung von Löhnen und Renten demonstriert. An der Spitze des Demonstrationszugs marschierten die Nationalrätinnen Laurence Fehlmann Rielle (SP) und Isabelle Pasquier-Eichenberger (Grüne), Ständerätin Lisa Mazzone (Grüne) sowie die am Sonntag gewählte künftige Staatsrätin Carole-Anne Kast (SP) mit.
Es brauche Löhne, die zum Leben reichten, und Renten, die ein Leben in Würde ermöglichten, sagte SP-Co-Präsident Cédric Wermuth an der 1.-Mai-Feier in Zofingen. Nötig seien auch bezahlbare Krankenkassenprämien und Mieten, statt immer mehr Profite und Steuergeschenke für die Konzerne.